PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Börsen Europas sind am Freitag nach einem überraschend deutlichen Preisanstieg in den USA unter Druck geraten. Nach dem schwachen Start an den US-Börsen beschleunigten sie ihre Talfahrt noch etwas. Der anhand der Konsumausgaben ermittelte US-Preisindex PCE, der von der US-Notenbank Fed besonders beachtet wird, stieg im Januar nicht nur deutlicher als im Monat zuvor, sondern lag auch über den Erwartungen am Markt.
Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , büßte 1,86 Prozent auf 4178,82 Zähler ein und befindet sich damit wieder auf dem Stand von Anfang des Monats. Im Wochenverlauf ergibt sich ein Minus von 2,3 Prozent. In Paris ging es für den Cac 40 am Freitag um 1,78 Prozent auf 7187,27 Punkte abwärts. Der Londoner FTSE 100 hielt sich dagegen mit minus 0,37 Prozent auf 7878,66 Punkte recht stabil. Sein Wochenminus beträgt 1,6 Prozent.
"Das Inflationsthema und die damit einhergehende Diskussion über Zinsanhebungen gewinnen nach diesen Daten nun wieder an Dynamik", konstatierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Inflation und Zinspolitik seien in den vergangenen Wochen von den Marktteilnehmern massiv unterschätzt worden. Während sie in den vergangenen 15 Jahre immer wieder auf die Notenbanken hätten setzen können, lasse die Inflationsentwicklung dies vorerst nicht mehr zu.
Sämtliche Branchen Europas gaben vor dem Wochenende nach. Besonders deutlich fiel das Minus für den Autosektor , den Bergbau- und Rohstoffsektor sowie den Reise- und Freizeitsektor aus, die zwischen 2,5 und 3,0 Prozent einbüßten. IAG sackten in London dabei um 6,7 Prozent ab. Der Luftverkehrskonzern übernimmt die spanische Fluggesellschaft Air Europa komplett. Die British-Airways-Mutter teilte außerdem mit, sie wolle im laufenden Jahr deutlich profitabler werden und ihr Flugangebot fast wieder auf das Vorkrisen-Niveau hochfahren.
Der Öl- und Gassektor und der Sektor der Energieversorger stemmten sich am erfolgreichsten gegen den Abwärtstrend mit minus 0,4 und minus 0,3 Prozent.
An ihrem letzten Handelstag in den Indizes EuroStoxx und Stoxx Europe 50 legten die Linde-Aktien um 2,0 Prozent zu. Der weltgrößte Industriegase-Konzern kehrt der Börse in Frankfurt den Rücken und wird fortan nur noch in New York notiert sein. Am Montag kehrt daher die italienische Großbank Unicredit in den Leitindex der Eurozone zurück, während das französische Industrie- und Rüstungsunternehmen Safran in den währungsgemischten Stoxx einzieht.
Valeo büßten in Paris 9,1 Prozent ein und schlossen damit auf dem tiefsten Stand seit Ende Januar. Die Jahreszahlen des Autozulieferers seien von gemischter Qualität, schrieb Analyst Himanshu Agarwal von Jefferies. Die Aktien von Amadeus IT indes profitierten von den vorgelegten Jahreszahlen des spanischen Anbieters von Buchungssystemen für 2022 und zogen um 2,1 Prozent an.
Die Anteile von Saint-Gobain sprangen um 4,8 Prozent nach oben. Gute Zahlen und ein "typisch konservativer Ausblick" untermauerten die starke Kursreaktion, schrieb etwa JPMorgan-Analystin Elodie Rall zur Aktie des französischen Baustoffherstellers. In London ging es für die Papiere des Triebwerksherstellers Rolls-Royce um weitere 2,2 Prozent weiter nach oben. Am Vortag waren sie dank der Aussicht auf künftig höhere Erträge um fast 24 Prozent hochgesprungen. Rolls-Royce hatte einen Strategieplan vorgestellt, um in den kommenden Jahren deutlich voranzukommen./ck/zb
Quelle: dpa-Afx