PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die sich weiter verschärfenden Spannungen zwischen den USA und China haben Europas wichtigste Börsen am Freitag in die Knie gezwungen. Zudem rückte die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie des Coronavirus wieder stärker in den Vordergrund. Und schließlich verschreckten schlechte Nachrichten des Chip-Giganten Intel die Anleger und lasteten schwer auf dem Technologiesektor.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte 1,8 Prozent auf 3310,89 Punkte ein. Auf Wochensicht beläuft sich das Minus auf 1,6 Prozent. Das europäische Börsenbarometer droht damit laut Händlern aus dem Mitte Juni begonnenen Erholungstrend heraus zu fallen.
In Paris fiel der Cac 40 am Freitag um 1,54 Prozent auf 4956,43 Punkte und somit wieder unter die 5000er Marke. Für den auch "Footsie" genannten FTSE 100 ging es in London um 1,41 Prozent auf 6123,82 Punkte abwärts.
Vor dem Wochenende gewannen die geopolitischen Spannungen an den Börsen wieder die Oberhand. Als Vergeltung für die Schließung eines Konsulats macht die Volksrepublik eine amerikanische Vertretung dicht. Die kommunistische Führung verfügte, dass das US-Konsulat in Chengdu im Südwesten des Landes geschlossen werden muss. Die Gegenreaktion war erwartet worden. Trotzdem trübt sie die Beziehungen zwischen den beiden Staaten weiter ein.
Branchenweit gab es in dem trüben Umfeld nur Verlierer. Die größten Einbußen mussten die Technologiewerte verkraften, deren Sektorindex um 3,8 Prozent einknickte. Ein Ausverkauf von Tech-Aktien an den New Yorker Börsen schwappte auf Europa über. Am Vorabend hatten die Anleger an der Nasdaq bereits Kasse gemacht bei den dort sehr marktprägenden Technologie-Aktien.
Zudem verschreckten Hiobsbotschaften von Intel die verwöhnten Anleger im Chipsektor. Der Konzern muss die Einführung einer neuen Chip-Generation um weitere sechs Monate verschieben. Intel-Aktien brachen daraufhin um 15 Prozent ein. Als Schlusslicht des EuroStoxx 50 fielen dementsprechend die Papiere des Chip-Ausrüsters ASML um fast 5 Prozent.
In London fielen die Papiere von Vodafone um mehr als 5 Prozent. Der Telekomkonzern musste im abgelaufenen Quartal wegen der Corona-Krise in vielen europäischen Ländern deutliche Einbußen hinnehmen. Die British-Airways-Mutter IAG will sich in der Corona-Krise möglicherweise eine Milliardensumme am Kapitalmarkt besorgen. Das Unternehmen prüft eine Kapitalerhöhung von bis zu 2,75 Milliarden Euro. Der IAG-Kurs fiel um fast 5 Prozent.
In Amsterdam hingegen schafften die Anteilscheine von Signify ein Plus von 5,7 Prozent. Der Lichtkonzern schlägt sich in der Corona-Krise besser als erwartet./bek/he
Quelle: dpa-Afx