PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte haben am Freitag ihre jüngsten Verluste etwas ausgeweitet. "Die bisher verdrängten negativen Themen gewinnen die Oberhand und beeinflussen das Investitionsklima stark", stellte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect fest. "So sind die Augen vollends auf die Konjunkturentwicklung in Europa, den USA und China gerichtet und auch die Inflationstendenz steht im Fokus."
Der EuroStoxx 50 gab um 0,32 Prozent auf 4035,30 Punkte nach. Damit büßte der Leitindex der Eurozone auf Wochensicht 2,96 Prozent ein. In Paris schloss der Cac 40 am Freitag 0,04 Prozent tiefer bei 6517,69 Punkten. Der FTSE 100 in London litt unter Verlusten bei den schwer gewichteten sowie konjunktursensiblen Rohstoffwerten und büßte 0,84 Prozent auf 7027,07 Punkte ein.
Auch die Experten der Landesbank Baden-Württemberg äußerten sich skeptisch: "Die Konjunkturdaten verfehlten die Erwartungen der Analysten zuletzt reihenweise. Und auch bei der Gewinnentwicklung sind inzwischen Ermüdungserscheinungen zu beobachten." Hinzu kämen eine drohende Energiekrise und die Fragezeichen hinter dem billionenschweren US-Hilfspaket für die Wirtschaft.
Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von ASML um rund zwei Prozent. Der Halbleiterzulieferer verliere etwas von seinem Glanz, schrieb Analyst Robert Sanders von der Deutschen Bank mit Blick auf die neuen Wachstumsziele nach dem Kapitalmarkttag.
Einen weiteren Rückschlag mussten die Anleger von Valneva hinnehmen: Die Papiere des Impfstoffherstellers büßten in Paris mehr als sechs Prozent ein. Zuvor war bekannt geworden, dass ein neues Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Merck & Co bei Risiko-Patienten einer klinischen Studie zufolge deutlich die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe reduziert. Die Anteilsscheine von Merck & Co schnellten zuletzt an der Wall Street um fast zehn Prozent in die Höhe.
Mitte September bereits waren die Anteilsscheine von Valneva um mehr als 40 Prozent eingebrochen. Grund dafür war ein von der britischen Regierung stornierter Liefervertrag für den derzeit in Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoff der Franzosen./la/zb
Quelle: dpa-Afx