PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Vor den geldpolitischen Entscheidungen in der Europäischen Union und den USA hat der EuroStoxx 50 am Dienstag seine Vortagesverluste deutlich ausgeweitet. Der Leitindex der Eurozone war am Nachmittag in den Sog der schwachen Wall Street geraten und fiel am Ende um 0,92 Prozent auf 4144,51 Punkte.
Für den französischen Cac 40 ging es um 0,69 Prozent auf 6895,31 Punkte nach unten. Der britische FTSE 100 ("Footsie") hingegen gab angesichts starker Rohstoffwerte nur um 0,18 Prozent auf 7218,64 Zähler nach.
Vor den Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag nahm die Nervosität am Aktienmarkt spürbar zu. US-Notenbankchef Jerome Powell gerate wegen der zuletzt deutlich gestiegenen Inflation zunehmend unter Zugzwang, betonte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG.
An diesem Dienstag war bekannt geworden, dass die US-Erzeugerpreise im November ihren Höhenflug mit dem stärkstem Zuwachs seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2010 fortgesetzt haben. Für viele Marktteilnehmer könnte die tonangebende US-Notenbank bereits morgen die Reduzierung der Anleihekäufe beschleunigen - trotz neuer Corona-Sorgen. Dies würde auch die Möglichkeit eröffnen, die Leitzinsen im kommenden Jahr früher als bisher erwartet zu erhöhen.
Die Europäische Zentralbank dürfte solche geldpolitischen Maßnahmen noch nicht ergreifen, glaubt Henke: "Dennoch könnte es für die Märkte äußerst interessant sein, wie die EZB die Inflation auf dem alten Kontinent einschätzt."
Aus Branchensicht mussten Technologiewerte mit einem Minus von 2,4 Prozent europaweit die größten Verluste hinnehmen. Sollte die US-Notenbank im kommenden Jahr tatsächlich zur Bekämpfung der Inflation die Zügel schneller als gedacht anziehen, würde dies die stark wachstumsorientierte Tech-Branche besonders stark treffen, da die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen ungünstiger werden könnten.
Klarer Favorit im Cac 40 waren die Aktien von ArcelorMittal , die um rund acht Prozent in die Höhe schnellten. Der Stahlhersteller kauft von einigen Investoren nachrangige Pflichtwandelanleihen zurück. Damit können zumindest diese Papiere nicht mehr in Aktien gewandelt werden und so den Gewinn verwässern.
In London fielen die Aktien der BT Group um mehr als vier Prozent. Das Telekom-Unternehmen Altice UK stockte zwar seinen Anteil am britischen Telekommunikationskonzern von 12 auf nun 18 Prozent auf. Altice UK wird damit zum größten Aktionär des Unternehmens vor der Deutschen Telekom , die auf rund 12,1 Prozent kommt. Allerdings versicherte Altice UK, kein Angebot für eine Komplettübernahme vorlegen zu wollen.
Am "Footsie"-Ende sackten die Papiere von Rentokil um gut 12 Prozent ab. Der Hersteller von Schädlingsbekämpfungsmitteln will den US-Wettbewerber Terminix Global übernehmen. Dessen Aktien schnellten an der Wall Street zuletzt um rund 17 Prozent in die Höhe. Analysten zufolge könnte das neue Unternehmen zu einem Weltmarktführer aufsteigen, allerdings sei der Übernahmepreis hoch./la/men
Quelle: dpa-Afx