PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienindizes haben am Dienstag an ihre jüngsten Gewinne angeknüpft. Mit der ebenfalls weiter erholten Wall Street im Rücken legte der EuroStoxx 50 den vierten Handelstag in Folge zu. Zum Börsenschluss behauptete der Leitindex der Eurozone ein Plus von 0,64 Prozent auf 3463,83 Punkte - zuvor hatte er kurzzeitig erstmals seit einem Monat wieder die 3500-Punkte-Marke überschritten. In Paris gewann der Cac 40 am Ende 0,44 Prozent auf 6067,00 Punkte. Der britische FTSE 100 stieg um 0,24 Prozent auf 6936,74 Punkte.
In New York war der Dow Jones Industrial im frühen US-Handel zunächst um mehr als zwei Prozent nach oben geklettert. Der Anstieg reduzierte sich bis zum europäischen Handelsende aber auf gut ein halbes Prozent, während der mit Technologietiteln gespickte Nasdaq 100 0,2 Prozent im Plus blieb.
Ob die aktuelle Aufwärtsbewegung eine stärkere Erholung eingeleitet hat oder lediglich eine Reaktion auf die vorhergegangenen Verluste darstellt, ist für Marktexperte Andreas Lipkow noch unklar. Er will bislang nicht von einer "Trendumkehr" sprechen, sondern sieht in den Gewinnen eine Reaktion auf den zuletzt übertriebenen Pessimismus. "Es gibt noch zu viele potenzielle Belastungsfaktoren und negative Aspekte, die gegen eine nachhaltige Kurserholung bei europäischen Aktien sprechen."
Laut Lipkow braucht es "jetzt mehr positive Impulse, um eine nachhaltige Trendumkehr einleiten zu können". Ein solcher kam am Berichtstag womöglich vom deutschen ZEW-Index. "Die Konjunkturerwartungen sind leicht gestiegen und fallen damit besser aus als erwartet", stellten die Volkswirte der Landesbank Helaba fest. Allerdings sei es angesichts der weiter gefallenen Lageeinschätzung noch nicht an der Zeit, von einer Entwarnung auszugehen.
Dass die Kurse bereits viel Negatives vorweggenommen haben, zeigte sich auch an der Kursentwicklung von Swiss Re . Für die Aktien des Rückversicherers ging es trotz negativer Nachrichten um knapp 0,3 Prozent hoch. Swiss Re gab den geschätzten Schaden durch den Hurrikan "Ian" bekannt und stellte dabei einen Verlust für das dritte Quartal von etwa 500 Millionen US-Dollar in Aussicht. Zudem wird das Ziel für die Eigenkapitalrendite 2022 wohl verfehlt werden.
Auch andere Werte des Sektors zeigten sich resistent gegenüber belastenden Nachrichten. Obwohl die US-Investmentbank Goldman Sachs für eine ganze Reihe von Versicherungsaktien die Kursziele gesenkt hatte, ging es für Werte wie Axa und Zurich um 0,2 beziehungsweise 0,8 Prozent bergauf. Der Branchenindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 0,2 Prozent.
Noch deutlicher stiegen die konjunktursensiblen Autowerte, deren Subindex mit plus 1,7 Prozent zu den stärksten im Branchentableau zählte. Spekulationen über eine Neugestaltung der Partnerschaft mit dem japanischen Autobauer Nissan erlaubten Renault indes nur ein Plus von 0,8 Prozent. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person schrieb, stehen die beiden Unternehmen kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrages, der ihre Partnerschaft neu ordnen soll.
Zur Schwäche neigten dagegen die Pharmawerte. Der Schweizer Branchenvertreter Roche hatte sein moderates Wachstum in den ersten neun Monaten 2022 zwar fortgesetzt. Doch bekam das Unternehmen die sinkenden Umsätze mit Corona-Produkten zu spüren. Die Aktien verloren daraufhin als Schlusslicht im Swiss Market Index (SMI) 0,3 Prozent./gl/men
Quelle: dpa-Afx