FRANKFURT (dpa-AFX) - Das fortgesetzte Brexit-Gezerre, die Verschärfung des Corona-Lockdowns und der zuletzt zum US-Dollar starke Euro sind aktuell zu viel für den deutschen Aktienmarkt. Der Dax sank am Montag im frühen Handel um 0,75 Prozent auf 13 198,74 Punkte, womit Anleger weiterhin auf den ersehnten Befreiungsschlag warten müssten. So war dem deutschen Leitindex zuletzt mehrfach der nachhaltige Sprung über den Widerstand um die 13 300 Punkte verwehrt geblieben.
In der vergangenen Woche hatte es der Dax zwischenzeitlich zwar bis auf 13 445 Punkte geschafft, vor allem der starke Euro hatte ihm dann jedoch die Kraft genommen. Die Gemeinschaftswährung liegt zum US-Dollar auf dem höchsten Niveau seit dem Frühjahr 2018. Das kann die im Dax hoch gewichteten deutschen Exporteure belasten.
Derweil nimmt der Zeitdruck bei den festgefahrenen Brexit-Verhandlungen zu. So versuchen Großbritannien und die Europäische Union, sich doch noch auf einen Handelspakt zu einigen, um nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel dramatische wirtschaftliche Verwerfungen zu verhindern. EU-Kommissionschefin von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson wollen am Montagabend erneut darüber telefonieren, ob in letzter Minute noch eine Einigung möglich ist. Allerdings hatten beide am Wochenende weiterhin fundamentale Konflikte beklagt.
Der MDax fiel zum Wochenstart um 0,54 Prozent auf 29 357,85 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,8 Prozent ein.
Die Aktien von Siemens Gamesa sowie der Siemens-Gamesa-Mutter Siemens Energy profitierten mit Gewinnen von 3,2 Prozent beziehungsweise 1,8 Prozent von Übernahmefantasie. So berichtete die spanische Zeitung Expansion vage über ein Interesse chinesischer Investoren am Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa.
Beim Industriedienstleister Bilfinger nahmen Anleger nach einem anfänglichen Kurssprung um knapp 8 Prozent erst einmal Gewinne mit. Zuletzt notierten die Papiere noch 0,8 Prozent im Plus. So verkaufte die Investmentgesellschaft EQT den Gebäudeverwalter und Apleona an PAI Partners. Apleona war 2016 aus einer Bilfinger-Sparte hervorgegangen und an EQT verkauft worden, wobei sich Bilfinger für den Fall eines Weiterverkaufs einen Teil der Erlöse vertraglich gesichert hatte. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Buchgewinn von mehr als 200 Millionen Euro.
Zudem sorgten Analysten für reichlich Bewegung. Lanxess-Aktien gewannen nach Empfehlungen von Kepler Cheuvreux und der Bank of America als einer der Favoriten im MDax 1,7 Prozent. Im Dax profitierten die Papiere des Kunststoff-Spezialisten Covestro mit plus 1,2 Prozent von einem frischen Kaufvotum der Bank of America, während die Linde-Aktien nach einer Empfehlung der britischen Barclays-Bank um 0,3 Prozent zulegten.
Für die im MDax gelisteten Aktien von Zalando ging es um 1,3 Prozent abwärts. Die Analysten der Privatbank Hauck & Aufhäuser sehen bereits viel Positives in den Kurs eingepreist und raten daher nur noch zum Halten, aber nicht mehr zum Kauf. Zudem sieht ein Händler in dem angekündigten Rücktritt des Co-Konzernchefs Rubin Ritter einen Rückschlag, wenngleich es hieß, dass die Gründer Robert Gentz und David Schneider das Unternehmen nach Ritters Ausscheiden weiter gemeinsam führen werden.
Grand City Properties sanken um knapp 2 Prozent, nachdem die HSBC ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte./mis/stk
Quelle: dpa-Afx