FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Begeisterung der Anleger über die weiter lockere US-Geldpolitik hat sich am Donnerstag in Grenzen gehalten. Eine Überraschung war der Zinsentscheid der amerikanischen Währungshüter am deutschen Aktienmarkt nicht - am Vorabend hatte er bereits die Wall Street kalt gelassen. Zudem fiel die Flut von Geschäftszahlen hiesiger Unternehmen durchwachsen aus.

Über eine Stunde nach Handelsbeginn sank der Dax um 0,04 Prozent auf 15 286,70 Punkte. Damit knüpfte der deutsche Leitindex an die recht lustlose Entwicklung der vergangenen Tage an, blieb aber in Reichweite seines Rekordhochs von 15 501 Punkten aus der vergangenen Woche. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann hingegen 0,67 Prozent auf 33 193,81 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,37 Prozent auf 4030,07 Zähler bergauf.

Die US-Notenbank Fed hielt bei ihrer Zinssitzung am Mittwoch wie erwartet an ihrer historisch lockeren Geldpolitik fest. Sie gibt sich nun zwar etwas zuversichtlicher für die US-Wirtschaft. Nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württmberg (LBBW) "dürfte (es aber) noch einige Monate dauern, bis die Fed von der aktuell kräftigen Erholung am US-Arbeitsmarkt hinreichend überzeugt ist, um die Vorbereitungen für eine Drosselung ihrer Anleihekäufe zu treffen. Noch wesentlich höher liegen die Hürden für eine Leitzinswende, denn hierfür bedarf es seitens der Fed zusätzlich der Überzeugung von einer dauerhaft deutlich höheren Inflation."

Es folgte US-Präsident Joe Biden mit seinem ersten Auftritt vor beiden Kongresskammern. Hier warb der Demokrat für seine billionenschweren Pläne, mit denen er einen tiefgreifenden Wandel im Land herbeiführen will.

Hierzulande wurde die Agenda von einer Vielzahl von Konzernen bestimmt, die Kennzahlen vorlegten - darunter der Dax-Konzern BASF und die von der Pandemie geplagten MDax-Größen Airbus sowie Lufthansa .

Die BASF-Titel büßten 1,3 Prozent ein, obwohl der weltgrößte Chemiekonzern mit einem Gewinn- und Umsatzsprung ins neue Jahr gestartet war und den Ausblick angehoben hatte. Die Ludwigshafener hätten die Erwartungen deutlich übertroffen, lobte ein Börsianer. Als Haar in der Suppe machte er aber den neuen Ausblick auf das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) aus. Dieser falle nicht ganz so optimistisch aus wie die neue Umsatz-Zielspanne. Zudem könnten einige Anleger die positiven Überraschungen für Gewinnmitnahmen bei der zuletzt gut gelaufenen Aktie nutzen, ergänzte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.

Bei Airbus konnten sich die Aktionäre indes über einem Kursgewinn von 2,3 Prozent und einen der vorderen Plätze im MDax freuen. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern legte trotz Corona einen guten Jahresauftakt hin. Voll des Lobes waren Experten vor allem für den Barmittelzufluss des Unternehmens, das seit einem Jahr schwer unter der Pandemie leidet.

Index-Spitzenreiter waren indes die Nemetschek -Papiere mit einem Plus von fast sechseinhalb Prozent. Der Bausoftware-Anbieter berichtete auch dank Einsparungen über ein starkes erstes Quartal.

Dagegen waren Aixtron -Titel mit einem Rutsch von knaps sechs Prozent abgeschlagenes Schlusslicht. Der LED- und Chipindustrieausrüster hob zwar den Gewinnausblick an, konnte die hoch gesteckten Erwartungen für das erste Quartal aber nicht ganz erfüllen. Zudem gab es einen Rückschlag beim Hoffnungsträger Oled-Projekt.

Einer der Favoriten der Anleger im Nebenwerte-Index SDax war der Stahlhändler Klöckner & Co , dessen Anteilsscheine sich um knapp vier Prozent auf zwölf Euro verteuerten. Sie errichten damit den höchsten Stand seit über vier Jahren. Das Unternehmen konnte dank gestiegener Preise den Umsatz und das Ergebnis deutlich steigen. Ein Händler hob den Nettogewinn zum Jahresauftakt sowie das Ziel für das bereinigte operativen Ergebnis (Ebitda) im zweiten Quartal hervor. Letzteres ist nach Einschätzung von Jefferies-Analyst Alan Spence die eigentliche positive Überraschung.

Fielmann -Aktien rutschten indes mit einem Minus von knapp vier Prozent auf den letzten Platz. Die Optikerkette berichtete zwar einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg. Baader-Analyst Volker Bosse vermisste derweil einen konkreten Ausblick. Für das laufende Jahr zeigte sich Fielmann vorsichtig: Die anhaltenden Corona-Pandemie habe schwer einschätzbare Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn. Eine Prognose für die nächsten Monate und das Gesamtjahr unterliege deshalb großer Unsicherheit./gl/fba

Quelle: dpa-Afx