FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Tag des Machtwechsels in den Vereinigten Staaten ist der Dax im Plus gestartet. Der Leitindex baute seine Gewinne nach einer halben Handelsstunde moderat auf 0,41 Prozent auf 13 871,26 Punkte aus. Der MDax stellte ihn mit einem Anstieg um 0,72 Prozent auf 31 516,93 Zähler sogar noch leicht in den Schatten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um gut ein halbes Prozent hoch.
Die Anleger positionierten sich damit vorsichtig optimistisch für die Amtseinführung des Demokraten Joe Biden, der kurz nach Handelsschluss in Europa als 46. Präsident der USA vereidigt wird. Nach dem Sturm auf das Kapitol vor zwei Wochen steht der Akt unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Laut Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda konzentriert sich der Markt auf die angekündigten billionenschweren Konjunkturhilfen zur Bekämpfung der Pandemie.
"Jetzt muss Biden beweisen, dass die Vorschusslorbeeren, mit denen die Finanzmärkte ihn bedacht haben, auch gerechtfertigt sind", erklärte Esther Reichelt von der Commerzbank. Im Kampf gegen die Pandemie sollte er also schnelle Ergebnisse liefern, um die Anleger bei Laune zu halten. Wie Reichelt ergänzt, lassen sich große Teile seines Pakets aber nur in Zusammenarbeit mit den Republikanern umsetzen.
In Deutschland war die am Vortag beschlossene Verlängerung des Lockdowns am Markt bereits erwartet worden. Ökonomisch gesehen sei das schlimmste noch einmal vermieden worden, kommentierten die Experten der LBBW. "Die beschlossenen Maßnahmen greifen stärker in das Wirtschaftsgeschehen ein, aber die Träger der konjunkturellen Erholung - insbesondere die Industrie - bleiben weitgehend verschont."
Auf Unternehmensseite sorgte BASF mit starken Eckdaten für Gesprächsstoff. Der Chemieriese hat im Schlussquartal besser abgeschnitten als erwartet und so gehörten die Aktien mit einem Anstieg um ein Prozent zum vorderen Dax-Drittel. Jefferies-Analyst Laurence Alexander sieht in dem Abschneiden einen Vorgeschmack der zyklischen Erholung.
Ansonsten blieb die Chipbranche ein wichtiges Thema. Eine optimistische Wachstumsprognose des Branchenausrüsters ASML trieb die Aktien von Infineon um 1,6 Prozent nach oben. Auch die Aktien von Aixtron und Dialog Semiconductor wurden davon gestützt.
Die Eckdaten von Ceconomy wurden jedoch weder positiv noch negativ zum Kurstreiber, auch wenn der durch den Lockdown geplagte Elektronikhändler um das gesteckte Jahresziel fürchtet. Ein knappes Minus bei den Papieren zeigt, dass sich die Anleger in der Viruskrise an die getrübten Perspektiven gewöhnt haben.
Ein größeres Minus von 3,5 Prozent mussten im SDax aber die Aktionäre von Borussia Dortmund einstecken. Wegen einer Niederlage im Top-Duell mit Bayer Leverkusen verlieren die Revier-Kicker weiter den Anschluss an das Führungstrio in der Fußball-Bundesliga. Es droht sogar der Verlust eines der vier lukrativen Champions-League-Plätze.
Ansonsten bewegten noch Analystenkommentare die Kurse. Im MDax kletterten Kion und Gea Group nach Kaufempfehlungen der Experten von Stifel Europe um mindestens 2,3 Prozent. Am anderen Ende des Index tauchten die 1,7 Prozent schwächeren Aktien von ProSiebenSat.1 auf wegen einer nun pessimistischen Einschätzung durch die Bank of America.
An der SDax-Spitze ritten die Anleger der Global Fashion Group weiter auf ihrer Rekordwelle, die Aktien des Online-Händlers schossen um 7,3 Prozent hoch. In der Spitze wurden sie knapp über 13 Euro gehandelt. Neue Kursfantasie brachte hier die US-Bank Goldman Sachs mit einer optimistischen Erstbewertung der Papiere, für die Analyst Richard Edwards noch Luft nach oben bis 16 Euro sieht./tih/jha/
Quelle: dpa-Afx