FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich nach den jüngsten Verlusten am Freitag richtungslos präsentiert. Nachdem er zunächst unter die 19.000-Punkte-Marke gerutscht war, konnte er sich wieder etwas berappeln - zuletzt stand ein Plus von 0,09 Prozent auf 19.032,44 Punkte zu Buche. Für die laufende Woche zeichnet sich indes ein Minus von 2,3 Prozent ab.
Angesichts des anstehenden US-Arbeitsmarktberichts und dessen Bedeutung für die US-Geldpolitik sowie der weiter angespannten Lage im Nahen Osten blieben die Anleger vorsichtig. Vor einer Woche hatte der Dax mit knapp 19.492 Punkten ein Rekordhoch erreicht.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann am Freitagvormittag 0,68 Prozent auf 26.757,81 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um knapp 0,3 Prozent hoch.
"Die Märkte halten sich stabil, aber in der geopolitischen Landschaft brodelt es", schrieb Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management mit Blick auf den Nahost-Konflikt. "Unter dieser scheinbar ruhigen Oberfläche braut sich ein Sturm zusammen. Jeder weiß, dass der nächste Schritt die Dinge dramatisch durcheinanderbringen könnte", sagte er mit Blick auf eine befürchtete Reaktion Israels auf den jüngsten, massiven iranischen Raketenangriff.
Innes zufolge ist es zunächst positiv, dass die US-Wirtschaft weiter ihre Widerstandsfähigkeit beweist. Diese Medaille habe aber eine Kehrseite: "Angesichts der so guten Wirtschaftsentwicklung hat die US-Notenbank Fed möglicherweise keine überzeugenden Argumente für eine massive Zinssenkung im November." Für die US-Geldpolitik spielt die Entwicklung des Arbeitsmarktes eine große Rolle.
Am deutschen Aktienmarkt stach Hapag-Lloyd negativ heraus. Die in keinem wichtigen Index gelisteten Anteilsscheine der Großreederei sackten um 12 Prozent ab, nachdem Hafenarbeiter an der US-Ostküste ihren Streik nach wenigen Tagen gestoppt haben.
Im Fokus stand zudem Redcare Pharmacy . Die Online-Apotheke hatte am Vorabend Eckdaten für das vergangene Quartal vorgelegt und rechnet 2024 wegen höherer Werbeausgaben für das E-Rezept mit einem geringeren Gewinn als bisher. Daher halbierte sie ihre Prognose für die bereinigte Ebitda-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) fast. Während Optimisten die überzeugende Umsatzentwicklung mit dem E-Rezept hervorhoben, betonten Pessimisten die Belastung für die Profitabilität. Zunächst überwog am Markt eine positive Interpretation: Die Aktien, die seit Mitte September um bis zu 19 Prozent zugelegt und zuletzt stagniert hatten, stiegen um weitere 4,3 Prozent und eroberten die MDax-Spitze.
Bei den Autobauern dominierte vor möglichen EU-Strafzöllen gegen chinesische Elektroautos und den zu befürchtenden Gegenmaßnahmen Chinas das Prinzip Hoffnung: Für Volkswagen , dessen Sportwagentochter Porsche AG , BMW und Mercedes-Benz standen nach der jüngsten Verlusten Kursgewinne von 0,2 bis 1,2 Prozent zu Buche. Die Abstimmung in Brüssel wird am späten Vormittag erwartet. In der Bundesregierung setzten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die FDP mit dem geplanten Votum gegen EU-Strafzölle gegen den grünen Koalitionspartner durch. Die deutsche Automobilindustrie sieht mehr Nachteile als Vorteile durch die Maßnahme.
Derweil wagte der Wissenschaftsverlag Springer Nature am Freitag den Sprung auf das Börsenparkett. Nach einem ersten Kurs von 24 Euro kosteten die Aktien zuletzt 24,47 Euro - damit notierten sie fast 9 Prozent über dem Ausgabepreis von 22,50 Euro./gl/jha/
Quelle: dpa-Afx