FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag dank positiv aufgenommener Zinssignale aus den USA seine Rekordjagd fortgesetzt. In der ersten Handelsstunde stieg der deutsche Leitindex um 0,71 Prozent auf 18 143,71 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,09 Prozent auf 26 551,70 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,8 Prozent.
Zur Wochenmitte hatte der Dax schon vor dem abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank Fed mit 18 044 Punkten eine neue Bestmarke aufgestellt, aber etwas darunter geschlossen. Nach den Aussagen der US-Währungshüter erreichten am Mittwoch dann auch der US-Leitindex Dow Jones Industrial sowie der marktbreite S&P 500 Rekordstände.
Die Fed hielt wie erwartet an den aktuellen Leitzinsen fest, stellt aber weiterhin Senkungen noch in diesem Jahr in Aussicht. Fed-Chef Jerome Powell ließ offen, wann die Fed mit diesen beginnen wird. Die neuen Daten dürften den Druck auf sie mindern, schnell und kräftig an der Zinsschraube zu drehen. Denn die Fed sagt nun für 2024 ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Ihre neuen Schätzungen zur Inflation zeigen, dass im Kampf gegen die hartnäckige Teuerung die angestrebte Zielmarke von zwei Prozent nicht allzu bald erreicht sein dürfte.
Analysten gehen davon aus, dass der Senkungszyklus frühestens mit der Juni-Sitzung der Fed beginnen wird. Entgegen den Erwartungen einiger Marktakteure hätten die Währungshüter die Zahl der 2024 geplanten Zinssenkungen auch nicht von drei auf zwei reduziert, hoben die Experten der Postbank positiv hervor. Und das, obwohl die Fed die Jahresprognose für die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kernrate persönlicher Konsumausgaben als ihr bevorzugtes Inflationsmaß leicht angehoben habe.
Am deutschen Aktienmarkt legten am Donnerstag etliche Unternehmen Jahreszahlen vor. Diese bestätigten überwiegend bereits veröffentlichte Eckdaten. Daher galt die Aufmerksamkeit vor allem Aussagen zur künftigen Geschäftsentwicklung sowie zur Gewinnausschüttung. Zudem kehrte Douglas an die Börse zurück.
Im Dax belegte BMW mit einem Kursrückgang um 0,2 Prozent einen der hinteren Plätze. Die Münchener rechnen 2024 mit rekordhohen Investitionen in künftige Modelle und Technik, was voraussichtlich die Profitabilität belasten wird. Sie wollen im Autogeschäft ihre langfristig anvisierte strategische Marge vor Zinsen und Steuern zwischen acht und zehn Prozent erreichen - im vergangenen Jahr hatte sie nahe dem oberen Ende dieser Spanne gelegen.
Dagegen gewannen die Aktien von Heidelberg Materials 2,6 Prozent. Der Baustoffkonzern hob nach dem Milliardengewinn 2023 die Dividende an - wenn auch nicht so deutlich wie von Analysten erwartet. Zudem verlängerten die Heidelberger den Vertrag von Unternehmenschef Dominik von Achten vorzeitig um drei Jahre.
Bei der VW-Dachgesellschaft Porsche SE stand die um eine Milliarde Euro verringerte Nettoverschuldung im Mittelpunkt. Die Anteilsscheine verteuerten sich um 0,5 Prozent.
Teils deutlicher fielen die Kursausschläge bei den Berichtsunternehmen aus den anderen Indizes aus. Die Titel von United Internet büßten am MDax-Ende 3 Prozent ein, obwohl der Internetkonzern 2023 den Umsatz gesteigert und trotz erhöhter Kosten für den Netzausbau der Mobilfunktochter 1&1 operativ mehr verdient hat als im vorangegangenen Jahr. Die Aktien von 1&1 waren mit minus 3,9 Prozent einer der größten Verlierer im Nebenwerte-Index-SDax . Für die Aktien der United-Webhosting-Tochter Ionos ging es am SDax-Ende sogar um 5,4 Prozent bergab.
Die Aktionäre von Nemetschek mussten einen Kursrückgang um 2,9 Prozent verkraften. Börsianer attestierten dem Bausoftwareanbieter eine eher enttäuschende operative Margenprognose (Ebitda) für das laufende Jahr.
Dagegen setzte sich der Industrie-Recycler Befesa nach der Zahlenvorlage mit plus 5,1 Prozent an die MDax-Spitze. Größter SDax-Gewinner war ProSiebenSat.1 mit einem Kursplus von 6,6 Prozent. Hier honorierten Anleger die vom Großaktionär Media For Europe (MFE) geforderte Aufspaltung des Medienkonzerns.
Die Aktien des Schienen- und Verkehrstechnikkonzerns Vossloh knüpften mit plus 1,5 Prozent an ihre Vortagsgewinne an. Sie blieben allerdings innerhalb der gestrigen Handelsspanne. Am Mittwoch hatten eine Kaufempfehlung sowie die Vertragsverlängerung des Chefs Auftrieb gegeben. Nun sorgte ein verhalten optimistischer Ausblick für weiter gute Stimmung.
Weniger erfreulich verlief die Rückkehr von Douglas auf das Börsenparkett. Mit zuletzt 23,82 Euro notierten die Aktien der Parfümeriekette 8,4 Prozent unter dem Ausgabepreis von 26 Euro./gl/stk
Quelle: dpa-Afx