FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zur Wochenmitte den Kursrutsch vom Vortag zum Einstieg und Ausbau von Aktienpositionen genutzt. Der Dax legte im frühen Handel um 1,37 Prozent auf 15 059,78 Punkte zu.
Der MDax mit seinen 60 Werten kletterte um 1,12 Prozent auf 32 402,49 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx stieg um 1,31 Prozent auf 3976,28 Punkte.
"Auf den Ausverkauf folgt die Erholung. Wir sehen eine erhöhte Kaufbereitschaft", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners und sprach von "ersten Schnäppchenjägern", die an die Börsen zurückkehrten. Eine entscheidende Frage für den Dax sei dabei, ob er die 15 000 Punkte nachhaltig zurückerobern könne. Diese "sind nicht nur eine psychologisch wichtige Marke, sondern auch die untere Begrenzung der Handelsspanne aus dem kompletten April."
Im vergangenen Monat war der Leitindex zudem bis auf etwas über 15 500 Zähler auf ein Rekordhoch gestiegen. Marktanalyst Milan Cutkovic hält einen Test der 14 500 Punkte-Marke in den kommenden Tagen für "durchaus wahrscheinlich" und erweist auf die steigende Nervosität an den Börsen. Inflationsängste, so schrieb er zudem, seien für die Marktteilnehmer in ihren Anlageentscheidungen offensichtlich "sehr präsent".
Am Dienstag waren es erneut hochgekochte Inflationsängste, die den deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt hatten. Auslöser dürften vor allem die Äußerungen der ehemaligen Fed-Präsidentin und aktuellen Finanzministerin der USA, Janet Yellen, gewesen sein.
Diese hatte in einem Interview gesagt, dass der deutliche Anstieg der US-Staatsausgaben in der Corona-Pandemie auch zu etwas höheren Zinsen führen dürfte, während US-Notenbankpräsident Jerome Powell dagegen bislang noch keine klaren Signale für eine restriktivere Geldpolitik gegeben hat. Nach den Reaktionen an den Finanzmärkten infolge ihrer Äußerungen rückte Yellen ihre Aussagen allerdings ein Stück weit zurecht, was für allgemeine Erleichterung sorgte.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt standen erneut eine ganze Reihe Unternehmenszahlen und Ausblicke im Fokus.
So stiegen die Aktien der Merck KGaA nach starken Eckzahlen zum ersten Quartal und konkretisierten Jahreszielen an der Dax-Spitze um 3,6 Prozent. Morgan-Stanley-Analyst James Quigley lobte die Stärke des Pharma- und Spezialchemieherstellers im ersten Quartal und hatte eine positive Kursreaktion bereits erwartet. Ihm zufolge dürfte nun die durchschnittliche Analystenschätzung für das bereinigte operative Jahresergebnis steigen.
Die Deutsche Post wurde nach ihrem ersten Quartal ebenfalls noch optimistischer für das Gesamtjahr und hob die Schätzung für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie für den freien Barmittelzufluss an. Anleger honorierten dies. Die Aktie Gelb gewann als drittstärkster Dax-Wert 2,7 Prozent.
Der Energiekonzern Siemens Energy indes konnte zwar die Profitabilität in seinem zweiten Geschäftsquartal deutlich verbessern, doch der Umsatz blieb hinter dem Vorjahr zurück. Entsprechend kappten die Münchener nun das obere Ende der erwarteten Wachstumsspanne für das Gesamtgeschäftsjahr 2020/21. An der Ergebnisprognose hält der Dax-Neuling fest. Nach anfänglichen Kursverlusten stabilisierte sich die Aktie zuletzt.
Delivery Hero knickten um 4,5 Prozent auf 122,20 Euro ein. Eine Aktienplatzierung durch Anteilseigner belastete die Titel des Essenslieferdienstes, die im vergangenen Monat noch um etwas mehr als zehn Prozent zugelegt hatten. Kreisen zufolge verkauft eine Gruppe von Fonds nach dem starken Lauf der Papiere während der Corona-Pandemie einen rund 1,2 Milliarden Euro schweren Anteil. Der Platzierungspreis je Aktie soll bei 123,10 Euro liegen, hieß es zuletzt.
In der zweiten Börsenreihe berichtete der Großküchenausrüster Rational über besser laufende Geschäfte. Er verdiente auch dank Sparmaßnahmen wieder mehr, was den Papieren den Spitzenplatz im MDax mit plus 5,5 Prozent bescherte.
Hugo Boss wusste ebenfalls zu überzeugen. Der Modekonzern blieb zwar weiter einen konkreten Ausblick schuldig, überraschte mit den Quartalszahlen aber positiv. Der Aktienkurs stieg um 4,3 Prozent und setzte damit die Rally der letzten Monate fort.
Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma profitierte im ersten Quartal von der fortgesetzt guten Erholung der Automärkte und guter Geschäfte im Wassermanagement. Umsatz und Profitabilität legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zu und sorgten so für einen Kursanstieg der Aktie von 1,2 Prozent. Metro gaben am Ende des SDax um 1,8 Prozent nach, denn die coronabedingten Lockdowns in vielen Ländern zogen den Großhandelskonzern Metro in seinem zweiten Geschäftsquartal zurück in die roten Zahlen./ck/mis
Quelle: dpa-Afx