FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem trägen Wochenstart hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag an Schwung gewonnen. Positive Impulse kommen von der Wall Street, wo sich die Rekordserie beim Dow Jones Industrial und beim S&P 500 am Montag fortsetzte. Der Optimismus über das von US-Präsident Joe Biden unterzeichnete billionenschwere Corona-Hilfspaket für die Wirtschaft sowie unerwartet gute US-Konjunkturdaten gaben ordentlich Rückenwind.
Der Dax überwand die Marke von 14 500 Punkten und notierte im frühen Handel 0,40 Prozent im Plus bei 14 519,96 Zählern. Damit nähert sich der deutsche Leitindex wieder dem Rekordhoch bei 14 595 Punkten vom vergangenen Donnerstag.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Dienstag um 0,39 Prozent auf 31 936,21 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,3 Prozent hoch.
Die Anleger setzten weiter auf einen "Post-Virus Boom", erklärte eine Marktstratege. Dabei vertrauten sie auch auf eine maßvolle Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Zuletzt hatten Inflationssorgen und ein Renditeanstieg punktuell immer wieder für Unruhe gesorgt.
"Trotz aktuell steigender Corona-Fallzahlen in Europa liegen Aktienanleger wohl grundsätzlich richtig, wenn sie durch die dritte Welle hindurchschauen", empfahl Chef-Kapitalmarktstratege Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. Im zweiten Halbjahr dürfte sich die ökonomische Aktivität auch in den bisher arg gebeutelten Dienstleitungssektoren zurückmelden, glaubt Lück.
Nach endgültigen Geschäftszahlen und Strategiesignalen sind die Vorzugsaktien von Volkswagen am Dienstag erstmals seit 2015 über die Marke von 200 Euro geklettert. Die Papiere der Wolfsburger gewannen an der Dax-Spitze bis zu 5 Prozent. Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Plattformstrategie und den ambitionierten E-Technologie-Plänen.
Ein etwas trüberer Ausblick ließ die Aktien von RWE um 0,6 Prozent einknicken. Erste Analystenäußerungen zeigten sich allerdings kaum enttäuscht von den Geschäftszahlen und -zielen. Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi nannte das operative Ergebnisziel für 2021 solide und verwies auf den bekräftigten Ausblick auf 2022. Sein Jefferies-Kollege Ahmed Farman zeigte sich von der Nettoverschuldung positiv überrascht und betonte, dass der bereinigte Ausblick auf 2021 im Rahmen der Konsenserwartungen liege.
Die Aktien von Fraport reagierten mit einem Verlust von 2,5 Prozent auf die Zahlen und den Ausblick des Frankfurter Flughafenbetreibers. Händler zeigen sich in ersten Reaktionen leicht enttäuscht von den Konzernzielen für das laufende Jahr.
Ein starker Ausblick ließ die Papiere von Zalando um 4 Prozent steigen. Experten reagierten positiv auf die Ziele des Online-Modehändlers. UBS-Analystin Olivia Townsend hatte zwar damit gerechnet, dass die Zalando-Ziele über den Markterwartungen liegen werden, die Berliner hätten aber noch stärkere Signale gesendet als gedacht. Experten müssten ihre Prognosen nun aufstocken, so Townsend.
Nach einem enttäuschenden Ausblick sackten die Papiere von Morphosys am MDax-Ende um mehr als 10 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten ab. Mehrere Experten sprachen in ersten Reaktionen mit Blick auf den Umsatzausblick des Biotech-Unternehmens von einer Enttäuschung. Die daraus abzuleitenden Signale für das Blutkrebsmedikament Monjuvi seien weitaus konservativer als gedacht, sagte James Gordon von JPMorgan. Auch Barclays beurteilte gerade die implizite Absatzerwartung für das Mittel negativ.
Wacker Chemie traut sich wegen der fortgesetzten Konjunkturerholung und guter Geschäfte mit der Solarindustrie 2021 ein Umsatz- und Gewinnplus zu. Allerdings bremsen höhere Rohstoffkosten das Gewinnwachstum. Analysten hatten sich mehr Optimismus erhofft. Die Anleger zeigten sich enttäuscht und schickten die Aktie um 5,6 Prozent nach unten./edh/mis
--- Von Eduard Holetic ---
Quelle: dpa-Afx