FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am letzten Handelstag vor Weihnachten seine Erholung fortgesetzt. Nun kämpft er bei vergleichsweise dünnen Umsätzen wieder um die Marke von 13 500 Punkten. "So, wie das bisherige Gesamtjahr geprägt war, geht es auch an den letzten Handelstagen des Jahres weiter: Unsicherheiten und Sorgen prägen das Geschehen, aber genauso auch die Hoffnung und der Optimusmus", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.
Am Mittwochvormittag stieg der Dax um 0,63 Prozent auf 13 503,00 Punkte, womit sich in der verkürzten Handelswoche aktuell auf ein Verlust von rund einem Prozent ergibt. Am vergangenen Freitag noch war die Stimmung der Anleger hierzulande zeitweise so gut gewesen, dass sich der deutsche Leitindex seinem im Februar erreichten Rekordhoch bei fast 13 800 Punkten stark angenähert hatte. Am Montag dann jedoch waren die Virusängste zurückgekehrt. Eine aktuell vor allem in Großbritannien grassierende, wohl noch ansteckendere Variante des Coronavirus löste Befürchtungen über noch härtere und längere Beschränkungen aus.
Zudem ist auch das Tauziehen um einen Handelspakt zwischen Großbritannien und der EU weiterhin nicht entschieden. Noch immer sind vor allem die künftigen Rechte von EU-Fischern in britischen Gewässern ein zentraler Knackpunkt. In den USA hat derweil der amtierende US-Präsident Donald Trump Nachbesserungen an dem mit großer Mehrheit vom Kongress beschlossenen Corona-Konjunkturpaket gefordert - und gedroht, andernfalls seine Unterschrift zu verweigern. Allerdings: Falls Trump tatsächlich sein Veto einlegen sollte, könnte ihn der Kongress mit einer Zweidrittelmehrheit überstimmen.
Der MDax der mittelgroßen Werte hielt sich im frühen Geschäft am Mittwoch zuletzt mit 0,05 Prozent im Plus auf 30 248,63 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,54 Prozent auf 3516,37 Punkte zu.
Unter den Einzelwerten im Dax waren die Anteilsscheine von Daimler Spitzenreiter mit plus 3,0 Prozent. Der Fahrzeugbauer zieht offenbar für seine Lastwagensparte einen Börsengang oder eine Abspaltung in Erwägung. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, strebt Konzernchef Ola Källenius eine Trennung des Geschäfts Ende 2021 oder - wahrscheinlicher - im Jahr 2022 an. Daimler hatte sich in der Wirtschaftszeitung dazu nicht geäußert.
Um weitere knapp zwei Prozent stiegen außerdem die Aktien von HeidelbergCement , nachdem sie am Vortag bereits um fast 4 Prozent nach oben gesprungen waren. Angeblich spielt der Baustoffkonzern einen Bereichsverkauf durch, wie am Dienstag kurz vor Handelsschluss an die Öffentlichkeit gedrungen war. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, HeidelCement erwäge sein Kalifornien-Geschäft zu veräußern und könnte auf diese Weise 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,23 Milliarden Euro) einnehmen.
Ohne spezielle Nachrichten ging es außerdem für die Papiere des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental um 2,4 Prozent nach oben und damit auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Im MDax stiegen Aixtron um 1,8 Prozent auf ein neues Hoch seit April 2018.
Die Aktien von Siemens Energy gewannen 0,8 Prozent, was für ein neues Hoch seit dem Börsengang der Siemens-Energiesparte im September reichte. In einem Interview hatte Vorstandschef Christian Bruch dem "Handelsblatt" gesagt, die Tochter Siemens Gamesa weder teilweise noch als Ganzes verkaufen zu wollen. Vorausgegangen waren spanische Medienberichte, denen zufolge japanische Firmen Interesse hätten. Ein Händler war skeptisch: "Siemens Gamesa ist das grüne Segment im Portfolio von Siemens Energy." Daher wäre es sehr überraschend, sollte dieses sich dynamisch entwickelnde Geschäft weggegeben und auf das gute Image der Tochter verzichtet werden. Unterstrichen wurde diese Einschätzung prompt angesichts eines neuen Großauftrags, den Siemens Gamesa aus Brasilien erhielt./ck/mis
Quelle: dpa-Afx