FRANKFURT (dpa-AFX) - Am sogenannten großen Verfallstag sind die deutschen Aktien-Indizes mit Verlusten ins Wochenende gegangen. Der Dax sank um 1,05 Prozent auf 14 621,00 Punkte, nachdem er am Vortag mit 14 804 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte. Auf Wochensicht verbuchte der Leitindex einen Gewinn von 0,8 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab am Freitag um 1,10 Prozent auf 31 622,55 Punkte nach.

Die Anleger hätten angesichts des wieder dynamisch steigenden Infektionsgeschehens insgesamt ihr Risiko etwas zurückgefahren, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Nach dem Anstieg der vergangenen Tage sei eine Korrektur im Dax nicht überraschend und durchaus gesund für die weitere Entwicklung.

Am großen Verfallstag laufen Terminkontrakte auf Indizes und einzelne Aktien aus. Börsianer verwenden den Begriff, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. An solchen Tagen sind größere Schwankungen möglich, da große Marktteilnehmer wie Fonds- oder Vermögensverwalter manchmal versuchen, noch rechtzeitig die Kurse in Richtung jener Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind.

Nach den hohen Kursgewinnen der Volkswagen-Stammaktien in den vergangenen Tagen machten besonders hier die Anleger am Freitag Kasse. Die Papiere sackten um mehr als 14 Prozent ab. Marktteilnehmer hatten zuletzt immer wieder auf die starke Nachfrage der US-Anleger nach den dort handelbaren Volkswagen-Hinterlegungsscheinen (ADR) hingewiesen - sie werden mit Stammaktien besichert. Die im Wochenverlauf ebenfalls deutlich gestiegenen, stimmrechtslosen Vorzugsaktien des Autobauers gaben um 0,72 Prozent nach.

Banken waren nach ihrer jüngsten Rally am Freitag schwach. Auch die erneut steigenden Renditen von US-Staatsanleihen halfen dem Sektor diesmal nicht. Belastet wurde er zudem von einer Entscheidung der US-Notenbank, Kapitalerleichterungen für Banken während der Corona-Krise nun zu beenden. Deutsche Bank verloren 3,79 Prozent.

Eine verhaltene Studie der Schweizer Bank UBS ließ die Aktien des Kunststoffkonzerns Covestro um 5,59 Prozent absacken. Schwächer waren im Dax nur noch die Titel des Triebwerkbauers MTU mit minus 5,71 Prozent. Die unerwartet starke Geschäftsentwicklung des US-Logistikkonzerns Fedex ließ die Anleger der Deutschen Post kalt. Die Papiere des Bonner Brief- und Paketdienstes fielen um 2,76 Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem Rekordhoch am Vortag.

Mit einem Abschlag von 12,37 Prozent reagierten die Anleger des Software-Anbieters Teamviewer auf die Ankündigung eines Trikotsponsorings von Manchester United. Weil die Marketingausgaben dafür hoch sind, musste Teamviewer das Gewinnziel für 2021 reduzieren. Das sorgte für schlechte Stimmung. Die Aktien des Anlagenbauers Gea Group profitierten dagegen mit plus 2,91 Prozent von einer Kaufempfehlung der Schweizer Großbank UBS.

Der New Yorker Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsschluss moderat tiefer, während der technologielastige Nasdaq 100 vorrückte. Der EuroStoxx verlor 0,79 Prozent auf 3837,02 Punkte. Schwächer schlossen auch die Leitbörsen in Paris und London.

Der Euro eroberte zuletzt wieder mit 1,1908 US-Dollar die 1,19er-Marke zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1891 (Donnerstag: 1,1912) US-Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8410 (0,8395) Euro gekostet.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,33 Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 144,96 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,09 Prozent auf 171,16 Punkte./ajx/fba

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx