FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat nach einer schwachen Woche am Freitag einen Endspurt eingelegt. Der Dax konnte sich nach seinem jüngsten Rückschlag etwas stabilisieren und ging am Abend mit einem Plus von 0,82 Prozent auf 12 645,75 Punkte aus dem Handel. Im Tagesverlauf war der deutsche Leitindex noch bis über die Marke von 12 700 Zählern geklettert, doch verließ ihn unter dem Eindruck der bewegungsarmen Wall Street in den letzten Handelsstunden die Kraft. Die Wochenbilanz für Dax beläuft sich auf ein Minus von rund 2 Prozent.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel ging am Freitag mit einem Plus von 0,33 Prozent auf 27 279,59 Zähler aus dem Handel. Die Marktteilnehmer hätten vor dem Wochenende ein sehr selektives Interesse an bestimmten Branchen und Sektoren gezeigt, stellte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank fest. Allen voran waren Finanzwerte in Europa gefragt.

Allerdings zweifeln Marktkenner die Nachhaltigkeit der jüngsten Gewinne im Dax an: Andreas Büchler vom Börsenstatistikmagazin Index Radar etwa glaubt nur an eine kurze Gegenbewegung. Anleger sollten daher vorsichtig bleiben, solange sich der Markt sich nicht deutlich über der Marke von 12 800 Punkten erhole. Und auch Marktkenner Timo Emden von Emden Research wies darauf hin, dass es noch zu viele Unsicherheiten wie die steigenden Corona-Neuinfektionen und die näher rückende US-Präsidentschaftswahl gebe.

Bei den Einzelwerten waren Papiere aus der von der Corona-Pandemie gebeutelten Flugbranche gefragt. Sie erhielten Rückenwind durch die Nachricht, dass Airbus sich und seine Zulieferer auf mögliche Produktions-Steigerungen ab dem kommendem Sommer vorbereitet. Der Aktie des Flugzeugbauers verschaffte das ein Plus von rund fünfeinhalb Prozent, noch höher ging es für die Papiere des Triebwerksbauers MTU - sie kletterten an der Dax-Spitze um fast sieben Prozent. Lufthansa beanspruchten diese Position im MDax für sich mit knapp 5,6 Prozent Plus.

Aktien aus dem europäischen Bankensektor erhielten viel Rückenwind von robusten Zahlen der britischen Bank Barclays . Für die Aktien der Deutschen Bank ging es um rund zwei Prozent hoch. Commerzbank -Papiere legten um 3,1 Prozent zu, hier kam auch eine Studie von Goldman Sachs zu Hilfe, wonach das Frankfurter Geldhaus ein Übernahmekandidat sei.

Während Merck-Papiere vor dem Wochenende mit rund drei Prozent Plus ohne nennenswerte Nachrichten ein Rekordhoch erklommen, waren die Aktien von Daimler nach dem angehobenen Gewinnausblick begehrt. Die Papiere gaben allerdings einen Teil ihres Tagesgewinns bis zum Abend wieder ab und schlossen ein Prozent höher.

Die Umsatzzahlen von Ceconomy quittierten die Anleger mit einem Aufschlag von fast vier Prozent Prozent. Hier trieb vor allem die Hoffnung auf eine anhaltende Erholung des Elektronikhändlers. Nach einem Umsatzplus im Schlussquartal setzt sich laut dem Unternehmen die Wachstumsdynamik bislang auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres fort

Abstufungen durch UBS und die Privatbank Hauck & Aufhäuser sorgten bei den Aktien von Carl Zeiss Meditec für Gewinnmitnahmen. Die Analysten beider Institute hatten ihre bisherigen Kaufempfehlungen für den Hersteller von Medizintechnik aufgegeben. Dies drückte die Papiere mit etwa zweieinhalb Prozent ins Minus.

Unterdessen konnten sich auch Europas Märkte zum Wochenausklang wieder fangen: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 0,87 Prozent auf 3198,86 Punkte. Auch der Cac 40 in Paris und der britische FTSE 100 legten zu. In den USA notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Der Euro stieg im Abendhandel auf zuletzt 1,1840 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1856 (Donnerstag: 1,1821) US-Dollar fesgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8435 (0,8460) Euro gekostet. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,59 Prozent auf minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 146,19 Punkte. Der Bund-Future kletterte zuletzt um 0,05 Prozent auf 175,34 Punkte./tav/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx