FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Ende einer schwachen Woche keine neue Kraft getankt. Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten zwar den anfänglichen Druck mit einem kurzen Rutsch unter die 13 700 Punkte etwas dämpfen. Der erneut schwache Handel an der Wall Street trug aber am Freitag dazu bei, dass mit 13 786,29 Punkten ein Abschlag von 0,67 Prozent auf der Kurstafel blieb. Der MDax sank um 1,17 Prozent auf 31 270,86 Punkte.
Geprägt von Zinsangst fuhr der Dax im Laufe der Woche ein Minus von 1,5 Prozent ein. Für den Februar brachte er aber dennoch einen Zugewinn von 2,6 Prozent über die Ziellinie. Geprägt war der Monat von einem Hin und Her unweit der 14 000 Punkte. Seit drei Wochen schon bestimmt ein Tauziehen zwischen Bullen und Bären das Geschehen - zuletzt mit Vorteilen für die Pessimisten. Höhere Marktzinsen werden allmählich zur Belastung.
Laut dem Helaba-Experten Markus Reinwand findet derzeit an den Börsen aber auch eine notwendige Konsolidierung statt. Inflationsängste dienten dafür als Begründung, seien aber eigentlich kein Problem, solange sie die Notenbanken nicht zu einer Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik bewegten. Dafür gebe es derzeit aber keine Signale.
Für eine Erholung vom sehr schwachen Handelsauftakt hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel gesorgt, indem sie eine weitere Stützung der Wirtschaft durch die Zentralbank signalisierte, falls dies durch stark steigende Kapitalmarktzinsen nötig werde. Im Fokus blieben zehnjährige US-Staatsanleihen, mit denen Anleger mittlerweile eine Rendite von 1,5 Prozent erzielen können.
Die rasche Aufwärtsbewegung nach dem zunächst auch hierzulande spürbaren Druck am Freitagmorgen ist für Andreas Büchler vom Charttechnik-Magazin Index-Radar aber ein wichtiger Hinweis. Investoren nähmen mehrheitlich ein Preisniveau um 13 700 als gute Kaufgelegenheit wahr, schlussfolgerte er. Schon am Dienstag hatte sich dort der Dax stabilisiert.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien des mit massiven Kritik an den Bilanzierungsmethoden kämpfenden Leasinganbieters Grenke hervor. Diese reagierten mit einem Kurssprung um 17 Prozent auf einen Zwischenbericht einer laufenden Sonderprüfung, der als zumindest in Teilen entlastend gewertet wurde - laut Analyst Philipp Häßler von Pareto Research aber in wichtigen Punkten.
Im Dax standen einmal mehr Unternehmen mit Geschäftsberichten im Blick: Nach weiteren Details zum Jahr 2020 und einem Ausblick auf 2021 mauserten sich die Volkswagen -Aktien mit einem Anstieg um 1,1 Prozent zu einem der größten Dax-Gewinner. Analyst Philippe Houchois von Jefferies empfand die Nettoliquidität der Wolfsburger und die stabil gehaltene Dividende als erfreulich.
Die Zahlen von BASF waren für Anleger offenbar nicht so verlockend, die Aktien schlossen 0,6 Prozent tiefer und bewegten sich so im marktneutralen Mittelfeld des Dax. Der Chemiekonzern hatte bereits Ende Januar Eckdaten bekannt gegeben und lieferte nun Details und einen Ausblick auf 2021 nach - mit einem konservativen Ton, hieß es unter Experten.
Die Aktien von Deutsche Telekom reagierten ebenfalls verhalten auf vorgelegte Jahreszahlen, letztlich stand aber immerhin ein Kursplus von 0,4 Prozent zu Buche. Karsten Oblinger von der DZ Bank bezeichnete den Geschäftsbericht in Zeiten der Pandemie als sehr solide.
Im MDax gehörte Lufthansa im Zuge der jüngsten Erholungsrally bei Reisewerten mit einem Anstieg um 1,8 Prozent ein weiteres Mal zu den größten Gewinnern. Auf der negativen Indexseite zollten die Aixtron -Aktien dem Kurssprung vom Vortag Tribut, indem sie um 3,3 Prozent fielen.
Europäische Aktien fielen am Freitag noch stärker als der Dax. Der EuroStoxx verlor 1,3 Prozent. Beim Pariser Cac 40 war das Minus ähnlich groß. Der Londoner FTSE 100 sackte belastet von Rohstoffwerten sogar um 2,5 Prozent ab. Der New Yorker Dow Jones Industrial stand zuletzt mit 0,8 Prozent im Minus. Die dort zuletzt stark abgerutschten Tech-Werte stabilisierten sich aber.
Der Euro litt am Freitag unter einer breiten Dollar-Stärke, zuletzt wurden 1,2095 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2121 (Donnerstag: 1,2225) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8250 (0,8180) Euro.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen bei minus 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,14 Prozent auf 144,36 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,56 Prozent auf 173,29 Punkte./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx