FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat einen Großteil seiner Vortagesgewinne wieder eingebüßt. Der deutsche Leitindex fiel am Donnertag um 0,71 Prozent auf 13 096,36 Punkte. Nachdem das Börsenbarometer am Mittwoch bereits von der Hoffnung auf eine noch längere Phase extrem niedriger US-Zinsen profitiert hatte, erfüllte US-Notenbankpräsident Jerome Powell nun auf der mit Spannung erwarteten Notenbankkonferenz diese Erwartung im wesentlichen. Die Zusammenkunft der Währungshüter findet normalerweise im US-Ort Jackson Hole statt, wird in diesem Jahr aber wegen der Corona-Pandemie online abgehalten. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 0,67 Prozent auf 27 673,74 Punkte ein.

Die US-Notenbank Fed machte wie erwartet konkrete Details zu ihrem neuen geldpolitischen Rahmenwerk öffentlich. Das bisherige Inflationsziel von zwei Prozent wird zwar beibehalten, es soll aber im Durchschnitt über einen gewissen Zeitraum erreicht werden. Falls also die Inflation längere Zeit unter diesem Ziel liegt, dann kann die Fed anschließend eine längere Zeit eine höhere Inflation akzeptieren. Bisher gab es ein festes Ziel. Die Änderungen sprechen also für eine lockere Geldpolitik.

Kurzfristig habe die Änderung der geldpolitischen Strategie keine unmittelbaren Konsequenzen, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die wegen der Corona-Pandemie schwer gebeutelte US-Wirtschaft werde noch längere Zeit unter einer hohen Arbeitslosigkeit leiden. Solange Löhne nicht zulegten, werde es auch zu keinen nennenswert höheren Inflationsraten kommen.

Die seit dieser Woche im Dax enthaltenen Aktien von Delivery Hero fielen um 4,7 Prozent und waren damit das klare Schlusslicht im Leitindex. Der Essenslieferdienst bezahlte den Bestellrekord während der Corona-Pandemie mit tiefroten Zahlen. Dennoch setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort und übernimmt den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai.

Eine negative Analystenstudie zu Aroundtown beförderte die Anteilscheine des Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialisten um fast minus sieben Prozent an das MDax-Ende. Eine auf den ersten Blick günstige Bewertung allein reiche nicht aus, zu berücksichtigen sei auch die hohe Verschuldung des Unternehmens, hieß es von der britischen Investmentbank Barclays.

Nicht am Handelsplatz Xetra, sondern an der Frankfurter Börse gaben die Aktien des in Liquidation befindlichen Handelskonzerns Arcandor ein Lebenszeichen von sich und zogen um gut 94 Prozent auf 0,035 Euro an. Eine im Auftrag des Anteilseigners Scherzer & Co erstellte Machbarkeitsstudie hatte ergeben, dass Arcandor grundsätzlich im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens sanierungsfähig ist.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,77 Prozent tiefer bei 3331,04 Punkten. Der Pariser Cac 40 und der Londoner FTSE 100 gaben ähnlich stark nach. In New York hingegen lag der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Frankfurt fast 1 Prozent im Plus.

Der Kurs des Euro reagierte mit deutlichen Schwankungen auf die Aussagen von Powell und notierte zuletzt bei 1,1821 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1806 (Mittwoch: 1,1789) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8470 (0,8483) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,43 auf minus 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,11 Prozent auf 145,77 Punkte. Der Bund-Future drehte nach den geldpolitischen Aussagen aus den USA ins Minus und verlor zuletzt 0,19 Prozent auf 175,56 Punkte./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx