FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Dax-Anleger haben nach dem Rückschlag vom Vortag auch zum Wochenschluss Vorsicht walten lassen. Der deutsche Leitindex gab am Freitag um 0,48 Prozent auf 13 033,20 Punkte nach. Händler nannten den starken Eurokurs , der dem Export schaden könnte, als Belastungsfaktor. Die Aussicht auf eine lange Phase mit extrem niedrigen US-Zinsen schwächte zuletzt den US-Dollar und stützte somit den Euro. Auf Wochensicht aber ergibt sich für den Dax ein Plus von 2,10 Prozent.

Der MDax der mittelgroßen Werte sank am Freitag um 0,53 Prozent auf 27 527,34 Punkte.

Der am Donnerstag angekündigte Strategiewechsel der US-Notenbank könnte dazu führen, "dass die Fed das Leitzinsband zukünftig länger als in vergangenen Krisen auf niedrigem Niveau halten wird. Hinweise auf weitere Lockerungsmaßnahmen gab es aber nicht", kommentierte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Die US-Notenbank hatte mitgeteilt, dass die Zwei-Prozent-Inflationsmarke künftig ein Durchschnittswert und kein starres Ziel mehr sein soll.

Die Aktien von Bayer reagierten mit einem Kursabschlag von 2,7 Prozent auf eine Richterschelte zum Glyphosat-Vergleich. Damit gehörten die Papiere des Agrarchemie- und Pharmakonzerns zu den schwächsten Dax-Werten. Im Verfahren um den angeblich krebserregenden Unkrautvernichter Glyphosat kritisierte der zuständige US-Bezirksrichter bei den Abschlussarbeiten für den von Bayer erzielten milliardenschweren Vergleich mangelnde Fortschritte. Der Druck auf den Konzern steige, das Verfahren endlich zu einem Ende zu bringen, hieß es dazu von Analysten.

Nach einem Verkaufsvotum von Warburg Research weiteten die Aktien von Stratec ihre Vortagesverluste massiv aus. Mit einem Minus von fast 17 Prozent waren sie klares Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax . Der vom Konkurrenten Abbott Laboratories entwickelte billige Covid-19-Schnelltest, der kurz vor der Zulassung steht, sei eine große Bedrohung für Hersteller von Labortechnik für klassische Tests, argumentierte Warburg-Analyst Michael Heider.

Die Aktien von Dürr reagierten mit einem Kursplus von gut zwei Prozent auf eine Kaufempfehlung der Baader Bank. Im frühen Handel hatten sie den höchsten Stand seit Anfang März erklommen. Der Markt unterschätze das Gewinnerholungspotenzial des Unternehmens, schrieb Analyst Peter Rothenaicher. Dürr sei zwar stark von der Covid-19-Krise betroffen, doch inzwischen sei der Tiefpunkt in puncto Nachfrage und Ergebnis überwunden.

Eine Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Morgan Stanley lastete auf dem Kurs von Thyssenkrupp . Die Papiere des Stahl- und Industriekonzerns büßten mehr als zwei Prozent ein.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,47 Prozent tiefer bei 3315,54 Punkten. Der Pariser Cac 40 gab etwas weniger deutlich nach, während der Londoner FTSE 100 0,6 Prozent einbüßte. In New York hingegen lag der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Frankfurt moderat im Plus.

Der Kurs des Euro schaffte wieder den Sprung über 1,19 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1915 (Donnerstag: 1,1806) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8393 (0,8470) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,46 auf minus 0,41 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,04 Prozent auf 145,83 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,12 Prozent auf 175,63 Punkte./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx