FRANKFURT (dpa-AFX) - Dank robuster Konjunkturdaten hat der Dax am Mittwoch seine Vortagesverluste wieder wettgemacht. Der deutsche Leitindex schloss 0,74 Prozent höher bei 12 977,33 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 0,33 Prozent auf 27 402,47 Punkte zu. Die Anzeichen für eine Erholung der hiesigen Industrie nach dem Einbruch in der Corona-Krise mehren sich, wie der Anstieg des Auftragsbestandes zeigte.
Trotz des neuerlichen Versuchs des Dax, sich aus seiner engen Handelsspanne zu befreien, bewerten Analysten und Marktbeobachter das Potenzial für begrenzt. Während es an den US-Börsen Rekorde zu beklatschen gebe, herrsche in Deutschland Sommerpause, schrieb etwa Marktexperte Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Stanzl sieht den Leitindex zudem aus technischer Sicht angeschlagen, nachdem dieser mehrfach dabei gescheitert sei, die Marke von 13 000 Punkten nachhaltig zurückzuerobern. Damit werde er immer anfälliger für eine stärkere Korrektur.
Klares Schlusslicht unter den 30 Dax-Konzernen waren die RWE-Aktien mit einem Minus von 4,6 Prozent auf 32,67 Euro. Der Stromkonzern hatte per Kapitalerhöhung zwei Milliarden Euro brutto eingenommen, um so seine zugleich höher gesteckten Investitionsziele zu finanzieren. Die neuen Aktien waren zu 32,55 Euro je Stück verkauft worden. Analysten sprachen von einem unerwarteten Schritt des Versorgers, der jedoch neue Möglichkeiten in der Expansion im Bereich der Alternativen Energien eröffne. Die aufpolierte Bilanz gebe mehr Spielraum für Wachstum und mehr Flexibilität. Von Anlegern aber werden Kapitalerhöhungen in der Regel nicht gern gesehen, da der Gewinn dann zukünftig durch eine noch höhere Anzahl an Aktien geteilt werden muss.
Unter den Favoriten im MDax zogen die Papiere der Lufthansa um 3,7 Prozent an. Die Fluggesellschaft und ihre Piloten von der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatten sich auf einen kurzfristigen Krisenplan geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen sind damit frühestens im zweiten Quartal des kommenden Jahres möglich. Die Lufthansa reduziert ihre Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld und Zuschüsse zu den Betriebsrenten. Auch wird eine bereits vereinbarte Tariferhöhung auf das kommende Jahr verschoben.
An der Spitze des Nebenwerteindex SDax bauten die Anteilsscheine von Zooplus die Kursgewinne der vergangenen beiden Tage kräftig aus und zogen um gut neun Prozent an, nachdem sie zeitweise den höchsten Stand seit Juni 2018 erreicht hatten. Händler begründeten die erneuten Aktienkäufe mit starken Quartalszahlen des Online-Händlers für Tierbedarf vom Vortag. Anleger werteten den Titel als Profiteur der Corona-Krise. Die Händler verwiesen zudem auf einen Kommentar des Brokers Liberum, in dem Analyst Wayne Brown nicht zuletzt auf eine hohe Loyalität der Bestandskunden hinwies.
Der EuroStoxx ging mit einem Aufschlag von 0,85 Prozent auf 3317,62 Zähler aus dem Handel. Der Cac 40 in Paris und der Londoner FTSE 100 legten jeweils etwas weniger deutlich zu. Der New Yorker Dow Jones Industrial stand zum europäischen Handelsschluss nur moderat im Plus.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,09 Prozent auf 145,52 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,06 Prozent auf 176,52 Punkte vor.
Der Euro litt nach seinen jüngsten Gewinnen etwas unter Gewinnmitnahmen und notierte zuletzt bei 1,1902 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1933 (Dienstag: 1,1906) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8380 (0,8399) Euro./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx