FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Gewinnserie hat der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte keine klare Richtung gefunden. Der Dax schloss mit einem Minus von 0,51 Prozent bei 13 104,25 Punkten. Am Dienstag war der Leitindex nach dem beschlossenen Corona-Finanzpaket der EU bis auf 13 313 Punkte geklettert und hatte letztlich knapp 1 Prozent gewonnen. Der MDax endete am Mittwoch hingegen mit einem Plus von 0,57 Prozent bei 27 390,38 Zählern.
Wieder zunehmende Spannungen zwischen China und den USA sorgten für etwas Ernüchterung. Die USA ordneten die Schließung des chinesischen Konsulats in der texanischen Stadt Houston an. US-Außenminister Mike Pompeo begründete dies mit dem Diebstahl geistigen Eigentums. Chinas Außenamtssprecher Wang Wenbin sprach von einem "ungeheuerlichen und ungerechtfertigten Schritt" und einer "politischen Provokation".
Der EuroStoxx 50 fiel um 1,02 Prozent auf 3370,76 Punkte zu. Der Pariser Cac 40 büßte 1,3 Prozent ein, der Londoner FTSE 100 verlor 1,0 Prozent. In New York stieg der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 0,3 Prozent.
Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets sah im Handelsverlauf eine positive Erkenntnis für den Dax: "Verkaufsdruck kommt auch über der Marke von 13 000 Punkten und nur noch gute fünf Prozent unter dem Allzeithoch nicht auf. Wer in Aktien investiert ist, bleibt es - und dies ungeachtet der weiter vorhandenen Unsicherheit über den Verlauf der Corona-Pandemie und ihren immer noch nicht abschätzbaren wirtschaftlichen Auswirkungen", sagte der Experte.
Nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen waren die Aktien von Software AG mit plus 5,7 Prozent der Spitzenreiter im MDax. Die Darmstädter hatten trotz der Corona-Krise im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge erhalten. Alle Sparten zogen mehr Neugeschäft an Land als gedacht. Ein Händler verwies darauf, dass das operative Ergebnis (Ebita) sogar die höchste Analystenerwartung übertroffen habe. Die Jahresziele behielt Software AG allerdings wegen neuer Risiken in der Pandemie bei.
Im Blick stand zudem auch der Hamburger Wirkstoff-Forscher Evotec , dessen Papiere um rund 5,3 Prozent zulegten. Das Unternehmen soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Tochter Just - Evotec Biologics hat vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten.
Auf ein Rekordhoch von 85 Euro kletterten die Papiere von Hornbach Holding . Sie schlossen an der SDax-Spitze 5,2 Prozent fester. Die Aktien der Baumarkt-Dachgesellschaft profitierten von einem starken Zwischenbericht des Branchenkollegen Kingfisher . Baumarktketten zählen im Zuge der Veränderungen durch die Corona-Krise als "Gewinner des neuen Lebens", wie dies jüngst die DZ Bank formulierte.
Im Betrugsskandal bei Wirecard stellte die Münchner Staatsanwaltschaft drei Haftbefehle gegen frühere Führungskräfte. Dabei gehe es unter anderem um gewerbsmäßigen Bandenbetrug und Marktmanipulation in mehreren Fällen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die neuen Haftbefehle richten sich unter anderem gegen einen früheren Finanzvorstand, aber auch erneut gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun. Wirecard-Aktien fielen zunächst um rund 5 Prozent ins Minus, erholten sich aber wieder und schlossen 0,2 Prozent höher.
Der Eurokurs stieg am späten Nachmittag kurzzeitig über die Marke von 1,16 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2018. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1578 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,14 Prozent auf 145,40 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,28 Prozent auf 176,85 Punkte./edh/he
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx