FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben sich zu Wochenschluss pandemiebedingt bei deutschen Aktien bedeckt gehalten. Nach erfreulichen Geschäftszahlen sorgten aber Kursgewinne bei Volkswagen und vor allem Siemens dafür, dass der Dax nur milde nachgab. Nach dem Fall unter die Marke von 13 800 Punkten am Vormittag kamen auch schnell wieder Schnäppchenjäger an Bord.

Am Ende reduzierte der Dax, der im Tief um mehr als ein Prozent gefallen war, sein Minus mit 13 873,97 Punkten auf 0,24 Prozent. In der Wochenbilanz konnte er geprägt vom Machtwechsel in den USA ein Plus von 0,6 Prozent über die Ziellinie bringen. Der am Vortag rekordhohe MDax fiel unterdessen am Freitag um 0,36 Prozent auf 31 635,51 Zähler.

Als Belastung an den Finanzmärkten galt zu Wochenschluss einmal mehr die in vielen Ländern angespannte Infektionslage mit der Sorge vor Mutationen sowie längeren und verschärften Lockdowns. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets beobachtete aber wieder das alte Muster, bei dem Anleger jeden Rücksetzer zum Einstieg nutzen. Er sieht darin ein Indiz für einen nach wie vor robusten Aufwärtstrend am Markt.

Auf gesamteuropäischer Bühne sank der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Ende noch um 0,4 Prozent. Dabei blickten die Anleger auch auf aktuelle Stimmungsdaten aus den Unternehmen, die die virusbedingten Beschränkungen reflektierten. Der vom Institut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex fiel im Januar weiter unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Rückgang lag aber im Rahmen der Erwartungen.

Im Dax warteten zwei deutsche Industrie-Ikonen mit überraschend guten Geschäftszahlen auf. Das Index-Schwergewicht Siemens begeisterte die Börsianer mit Quartals-Eckdaten, die vor allem in der Digitalsparte deutlich die Erwartungen übertrafen. Laut dem Analysten Andreas Willi von JPMorgan hat Siemens damit für die anlaufende Berichtssaison ein Zeichen gesetzt. Die Aktie stand mit einem Kurssprung um letztlich 7,3 Prozent an der Dax-Spitze. Bereinigt um Abspaltungen erreichten sie ein Rekordhoch.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen schoben sich mit einem Plus von 1,9 Prozent auf den zweiten Platz im Dax. Laut Arndt Ellinghorst von Bernstein Research haben die Wolfsburger im Schlussquartal unglaublich stark abgeschnitten. Analyst Patrick Hummel von der UBS sprach gar vom besten Quartal in der Geschichte des Autobauers.

Im MDax waren die Papiere von ProSiebenSat.1 der Favorit, sie gewannen nach überraschend robusten Zahlen 4,7 Prozent an Wert. Der Medienkonzern war mit einer nur leichten Delle durch die Corona-Krise gekommen. Börsianer verwiesen auf die starke Belebung des Werbegeschäfts und Analysten erhöhten ihre Kursziele.

Zweitgrößter Gewinner im Index mittelgroßer Werte waren die Anteilsscheine von Siltronic , die 3,7 Prozent gewannen. Sie profitierten von einer aufgestockten Übernahmeofferte des taiwanesischen Chip-Zulieferers Globalwafers.

Im SDax sprangen Cewe Color in der Schlussauktion auf ein Plus von 5,9 Prozent nach oben. Der Fotodienstleister hatte kurz vor Schluss auch noch Eckdaten vorgelegt. Ein brummendes Weihnachtsgeschäft hatte ihm im Corona-Jahr 2020 einen Gewinnsprung beschert.

Die Anleger blieben am Freitag auch international in Deckung. In Paris verlor der Cac 40 mehr als ein halbes Prozent, während der Londoner FTSE 100 um 0,3 Prozent fiel. In New York stand der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss belastet von Kursrutschen bei Intel und IBM mit knapp 0,4 Prozent im Minus.

Der Euro stieg auf zuletzt 1,2174 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatten den Referenzkurs zwischenzeitlich noch unverändert zum Vortag auf 1,2158 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8225 Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,55 Prozent am Vortag auf minus 0,53 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 145,93 Punkte. Der Bund-Future legte zuletzt um 0,22 Prozent auf 177,19 Punkte zu./tih/men

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx