FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer zweitägigen Erholung sind die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Freitag wieder gefallen. Als Belastung galten die Spekulationen über eine Erhöhung der US-Kapitalertragssteuer, die am Vorabend schon in New York die Kurse nach unten gezogen hatte. Allerdings konnte der Dax zwischenzeitliche Verluste von mehr als einem Prozent noch deutlich eindämmen, nachdem sich die nochmals zögerlich gestarteten US-Börsen ins Plus abgesetzt hatten.

Am Ende verlor der deutsche Leitindex noch 0,27 Prozent auf 15 279,62 Punkte. Für die Börsenwoche, die am Montagmorgen mit einem Rekordhoch bei knapp über 15 500 Punkten noch verheißungsvoll begonnen hatte, erlitt der Leitindex damit einen Verlust in Höhe von 1,2 Prozent. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Aktienwerten fiel am Freitag um 0,31 Prozent auf 32 772,46 Zähler. Der SDax dagegen hob sich zu Wochenschluss mit einem halben Prozent Plus positiv ab.

Positive Konjunktursignale aus den USA waren nach Einschätzung von Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets dafür verantwortlich, dass die Börsen in New York ins Plus drehten und in Europa ihre Abschläge deutlich reduzierten. Unter anderem war in den Vereinigten Staaten ein Stimmungsindikator aus dem Dienstleistungssektor besser als erwartet ausgefallen. Börsianer sprachen aber auch von einer Gegenbewegung an der Wall Street, wo der Dow Jones Industrial am Donnerstag belastet von Bidens Steuerplänen um fast ein Prozent gefallen war.

An die Spitze des Dax setzten sich im Verlauf die Aktien von Infineon mit einem Anstieg um etwa zwei Prozent. Wie der Gesamtmarkt wurden auch sie von den Kursen in New York beeinflusst. Dort verschreckte der Prozessorriese Intel zwar die Anleger mit wenig ambitionierten Unternehmenszielen. Diese flüchteten daraufhin aber in andere Branchenwerte, was sich auch bei Infineon bemerkbar machte.

Im Autosektor ließ der anfangs zu beobachtende Schwung nach. Daimler rutschten nach einem Spitzenanstieg um fast 2 Prozent noch mit 0,1 Prozent ins Minus. Die Stuttgarter sehen das Gesamtjahr nach einem starken Jahresstart selbstbewusster, sie wollen im Geschäft mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen in diesem Jahr noch profitabler werden.

Die Anteile von Continental schlugen sich da nachhaltiger, indem sie letztlich um 1,8 Prozent stiegen. Mit vorgelegten Quartals-Eckdaten hatte der Autozulieferer die Erwartungen von Analysten übertroffen. "Ein über alle Sparten hinweg starkes erstes Quartal", lautete das erste Fazit von Jefferies-Analyst Sascha Gommel.

Zum Schlusslicht im Dax wurden nach zuletzt gutem Lauf die Aktien von Deutsche Wohnen mit einem Abschlag von 2,3 Prozent. In den vergangenen Tagen hatten sie sehr deutlich von dem in Berlin gekippten Mietendeckel profitiert, nun stufte die französische Investmentbank Exane BNP die Papiere am Freitag auf "Underperform" ab.

Mit Enttäuschung nahmen Anleger die Quartalszahlen der Software AG auf. Der Kurs verlor am Ende deutlich erholt vom Tagestief noch 1,1 Prozent. Die Darmstädter setzten im ersten Quartal weniger um als noch vor einem Jahr.

Im Nebenwerte-Index SDax sackten die Papiere des Laserspezialisten LPKF nach enttäuschenden Quartalszahlen um 6 Prozent ab. Deutlich besser erging es dort Vossloh mit einem Kurssprung um 7,7 Prozent. Die Deutsche Bank riet Anlegern dazu, die Aktien des Herstellers von Bahn- und Schienentechnik zu kaufen.

Ein großer Gewinner im SDax waren ansonsten noch die 4,2 Prozent höheren Salzgitter-Aktien . Eine nach dem ersten Quartal deutlich erhöhte Gewinnzielspanne für dieses Jahr hatte am Nachmittag die Anleger des Stahlkonzerns zum Zugreifen ermutigt.

Der Eurokurs legte nach soliden Konjunkturdaten zu. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,2069 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatten den Referenzkurs auf 1,2066 (Donnerstag: 1,2046) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8287 (0,8301) Euro.

Am Rentenmarkt trat die Umlaufrendite mit 0,33 Prozent auf der Stelle. Der Rentenindex Rex lag unverändert bei 144,59 Punkten. Der Bund-Future gab um 0,15 Prozent auf 170,83 Punkte nach./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx