FRANKFURT (dpa-AFX) - Die kräftigen Vortagesgewinne am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag schon wieder in Luft aufgelöst. Zugleich ging es noch etwas tiefer abwärts und der Dax verbuchte dabei seinen größten Tagesverlust seit genau drei Jahren. Die Zollstreitigkeiten der USA mit ihren wichtigen Handelspartnern China, Mexiko und Kanada sorgten für eine "nervöse Stimmung" und "ausgeprägte Gewinnmitnahmen", wie Marktexperte Andreas Lipkow sagte.

Letztlich sackte der deutsche Leitindex um 3,54 Prozent auf 22.326,81 Punkte ab. Zum Wochenauftakt hatte er angesichts einer Rally bei Rüstungs- und Autowerten erstmals die Marke von 23.000 Punkten übersprungen und war in der Spitze sogar über 23.300 Zähler geklettert. Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sprach von "Angst vor einem globalen Handelskrieg", denn der Dax sei stark abhängig vom Welthandel und damit auch von den Verwerfungen im Fall eines Handelskrieges.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte am Dienstag 3,28 Prozent auf 28.038,73 Punkte ein, und auch europaweit und in den USA sah es nur ein wenig besser aus. Der EuroStoxx 50 , Leitindex der Euroregion, verlor 2,77 Prozent auf 5.387,31 Punkte, und auch die Börsen in der Schweiz und Großbritannien schlossen schwach. In den USA sanken der Dow Jones Industrial zuletzt um 1,5 Prozent und die Nasdaq-Indizes um rund ein Prozent.

"Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Zugleich steige mit der Dominanz politischer Themen auch die Anfälligkeit für Schwankungen. Er sieht den Handelskrieg bereits in vollem Gange und eine große Gefahr, "dass es am Ende nur Verlierer gibt".

Am Vorabend hatte US-Präsident Donald Trump die im Februar angekündigten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent verdoppelt. Die chinesische Regierung kündigte daraufhin Gegenzölle auf US-Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an. Außerdem traten US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus den US-amerikanischen Nachbarländern Kanada und Mexiko in Kraft, woraufhin nun auch Kanada mit Gegenzöllen reagierte und Mexiko Gegenmaßnahmen in Aussicht stellte. Auch der Europäischen Union hatte Trump mit Zöllen gedroht, bisher aber noch keine verhängt.

Dennoch: die aktuellen US-Zölle treffen die deutsche Wirtschaft ebenfalls. Sie erschüttern die gesamte internationale Handelsordnung, wie DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte. Stark reagierten im Dax vor allem die Fahrzeugbauer und Zulieferer mit Produktionsstandorten in Mexiko und Auslieferungszielen in den USA. Volkswagen , Mercedes , Porsche und BMW büßten zwischen 4,1 und 5,9 Prozent ein. Die Anteile des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck verloren 7,8 Prozent und die von Continental sackten als Dax-Schlusslicht sogar um 11,6 Prozent ab. Der Autozulieferer aus Hannover hatte zusätzlich mit seinen Zielen für das neue Jahr enttäuscht.

Rüstungswerte konnten sich der schlechten Stimmung letztlich ebenfalls kaum entziehen. Für Rheinmetall , die tags zuvor um fast 14 Prozent zugelegt und ihre Gewinne zunächst noch weiter ausgebaut hatten, ging es um 2,0 Prozent abwärts. Die Aktie preise auf dem aktuellen Kursniveau eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts auf drei Prozent des BIP ein, schrieb Warburg-Research-Analyst Christian Cohrs. Eine derartige Anhebung müsse aber zunächst ausgehandelt und parlamentarisch beschlossen werden. Zudem dauere es, bis sich derartige Entscheidungen auf Gewinn und Cashflow auswirkten. Renk im SDax verloren nach anfänglichen Gewinnen 1,5 Prozent.

Hensoldt stemmten sich im MDax mit plus 0,2 Prozent gegen den Abwärtstrend. Eine positive Studie der Bank Oddo BHF gab Rückenwind. Obendrein wird der Rüstungselektronik-Spezialist noch im März in den Stoxx Europe 600 aufgenommen.

Eine umfangreiche Aktienplatzierung durch Fresenius stand ebenfalls im Blick der Anleger. Der Gesundheitskonzern senkte seine Beteiligung am Dialyse-Anbieter FMC , was die Aktie mit 9,3 Prozent belastete. Fresenius legten dagegen um 0,5 Prozent zu. Der recht hohe Fresenius-Anteil an FMC-Aktien sei "ein Überhang für beide Unternehmen gewesen", hieß es von Morgan Stanley. Der Schritt sei aber vor allem für Fresenius nun positiv, da dieser so seine Verschuldung weiter senken könne.

Nordex erhielte wegen des Kaufs eines Aktienpakets durch Finanzchef Ilya Hartmann Aufmerksamkeit und stiegen letztlich mit plus 4,1 Prozent an die MDax-Spitze. Der Kauf signalisiere Zuversicht für den Hersteller von Windkraftanlagen, hieß es am Markt./ck/ngu

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx