FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat den vierten Handelstag in Folge ein Rekordhoch erreicht. Nach dem Kurssprung zu Wochenbeginn ließ die Dynamik allerdings spürbar nach - auch am heutigen Donnerstag, obwohl geldpolitische Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und neue Bestmarken an der Wall Street den deutschen Leitindex stützten.
Zum Handelsende behauptete der Dax ein Plus von 0,20 Prozent auf 14 569,39 Punkte, nachdem er davor bis auf 14 595 Punkte geklettert war. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es letztlich um 1,16 Prozent auf 31 937,03 Punkte hoch.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,67 Prozent höher bei 3845,64 Zählern. In Paris und London legten die nationalen Indizes um 0,7 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent zu. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende rund ein Prozent im Plus, nachdem er zuvor - ebenso wie der marktbreite S&P 500 - einen Rekordwert markiert hatte. Die Indizes an der Technologiebörse Nasdaq erreichten zwar keine neuen Bestmarken, stiegen aber deutlicher als die Standardwerte-Indizes.
Die Währungshüter der Eurozone stemmen sich weiter mit aller Macht gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Zwar bleiben sowohl das milliardenschwere Notkaufprogramm für Anleihen als auch die Zinsen unverändert, wie der EZB-Rat in Frankfurt entschied. Das Tempo der Anleihenkäufe soll im zweiten Quartal allerdings deutlich erhöht werden. Händler sehen darin das Ziel, die zuletzt gestiegenen Renditen wieder zu drücken - was Aktien als Anlageklasse gegenüber festverzinslichen Wertpapieren begünstigt.
Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel malt derzeit ein freundliches Bild für den Dax, der im Laufe dieser Woche bislang schon um über viereinhalb Prozent zugelegt hat. "Der deutsche Leitindex eilt aktuell von Hoch zu Hoch", sagte der Charttechniker. Der kurzfristige Aufwärtsmodus sei damit wieder manifestiert worden. Er sieht die neuerlichen Bestmarken nur als "Durchgangsstation" zur 15 000-Punkte-Marke.
Bei den Einzelwerten waren die Kursbewegungen wie zuletzt von wechselnden Branchenpräferenzen geprägt. Im derzeit besonders schwankungsreichen Technologiesektor erholten sich die Aktien von Infineon im Dax um über dreieinhalb Prozent von ihrem verlustreichen Vortag. Auch die Aktien von Corona-Gewinnern waren dieses Mal wieder gefragt: Delivery Hero legten als Dax-Spitzenreiter um fast vier Prozent zu und Hellofresh im MDax um rund sechs Prozent.
Die zuletzt als Zykliker favorisierten Banken- und Autowerte waren dagegen unter den Verlierern zu finden. Papiere der Deutschen Bank und von Volkswagen büßten zwischen anderthalb und zwei Prozent ein. Die Aktien von BMW weiteten ihr Minus sogar auf dreieinhalb Prozent aus. In den vom Autobauer vorgelegten Eckdaten sahen Experten aber nicht viele Neuigkeiten.
Die Anteilsscheine von Dax-Schlusslicht Bayer rutschten um 3,7 Prozent ab. Hier drehte der Kurs scharf, nachdem am Vortag neue Mittelfristziele sehr gut angekommen waren. Am Donnerstag gab es nun aber vereinzelt kritische Stimmen vor allem zu den Aussichten im Pharmageschäft.
Im MDax konnten sich die Aktien von K+S nach dem gestrigen Kurseinbruch um mehr als zweieinhalb Prozent erholen. Schwache Eckdaten und enttäuschende Ziele für 2021 waren schon bekannt, nun wurde den Aktionären für das vergangene Jahr auch die Dividende gestrichen.
Beim Index-Schlusslicht Lanxess bestraften die Anleger enttäuschende Ziele mit einem Kursverlust von 4,8 Prozent nach einem Hoch seit zweieinhalb Jahren. Börsianer stellten fest, dass der Mittelwert der für 2021 vom Chemiekonzern angepeilten Zielspanne für den operativen Gewinn (Ebit) leicht unter den Markterwartungen liege.
Darüber hinaus berichtete der Modekonzern Hugo Boss über das vergangene Jahr. Die zuletzt gut gelaufenen Aktien büßten rund dreieinhalb Prozent ein. Börsianer bewerteten das Ergebnis im vierten Quartal als schwach und den Ausblick als zurückhaltend.
Etwas besser wurden Neuigkeiten von Hannover Rück aufgenommen: Die Aktien stiegen nach endgültigen Zahlen um 0,4 Prozent. Lob gab es am Markt für die Kapitalstärke des Rückversicherers. Euphorisch fiel die Kursreaktion angesichts einer gestrichenen Sonderdividende allerdings nicht aus.
Der Euro setzte seine Erholung fort und notierte zuletzt bei 1,1971 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1969 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,35 Prozent auf minus 0,37 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,08 Prozent auf 144,82 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,12 Prozent auf 171,67 Punkte./gl/fba
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx