FRANKFURT (dpa-AFX) - Die mit Spannung erwarteten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) und auch die Inflationsdaten aus den USA haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag kaum beeinflusst. Unter dem Strich bewegte sich der Dax nur wenig.

Der deutsche Leitindex beendete den Handel mit einem Minus von 0,06 Prozent auf 15 571,22 Punkte. Der MDax , in dem sich die mittelgroßen Unternehmen tummeln, sank um 0,10 Prozent auf 33 771,27 Punkte. Europaweit entfernten sich die wichtigsten Börsen ebenfalls nur geringfügig von ihren Vortagesschlussständen: Der EuroStoxx 50 gab um 0,02 Prozent auf 4096,07 Zähler nach und auch in Paris und London gab es keine größeren Bewegungen. In den USA legte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 0,3 Prozent zu.

Dieses Mal sei noch "alles beim Alten" geblieben, schrieb Volkswirtin Ulrike Kastens von der Fondsgesellschaft DWS mit Blick auf die EZB. "Doch die Diskussion um Höhe und Ausmaß der notwendigen monetären Unterstützung wird in den kommenden Wochen zunehmen", erwartet sie. Denn die EZB sei in ihrem Konjunkturausblick erheblich sicherer geworden. So seien zum einen die Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Jahre 2021 und 2022 deutlich angehoben worden. Zum anderen bewerte die EZB die Konjunkturrisiken inzwischen als weitgehend ausgeglichen.

Die Anleger blieben außerdem ruhig, obwohl die Inflation in den USA im Mai erneut überraschend stark anzog und im Vergleich zum Vormonat um 5,0 Prozent anzog. Das ist zwar die höchste Rate seit August 2008, doch Grund zur Panik gibt es Marktexperten zufolge nicht. "Dass im Vergleich zur quasi stillgelegten Wirtschaft im Vorjahr die Preise mit dem Abklingen der Covid-Krise stärker steigen würden, war klar", resümierte Stratege Robert Greil von Merck Finck. Hinter der jüngsten Entwicklung steckten vor allem Basiseffekte und temporäre Entwicklungen. Greil rechnet damit, dass die US-Inflation bereits in diesem Quartal ihren Höhepunkt erreicht haben sollte. Für Europa sei ein ähnlicher Verlauf auf voraussichtlich etwas niedrigerer Basis zu erwarten, allerdings um rund ein Quartal verzögert.

Am deutschen Aktienmarkt sorgte vor allem der LED- und Chipindustrieausrüster Aixtron für Gesprächsstoff. Er hatte am Mittwoch, kurz vor dem Handelsende, eine kräftige Anhebung seiner Jahresziele bekannt gegeben. Viele Analysten zeigten sich beeindruckt und hoben ihre Kursziele an. Die Aktie wurde auf den höchsten Stand seit 2011 getrieben und gewann letztlich an der MDax-Spitze 18,5 Prozent auf 21,74 Euro. Der Optimismus bei Aixtron gab auch anderen Werten aus der Branche Auftrieb: Mit plus 2,2 Prozent war die Infineon-Aktie Spitzenreiter im Dax. Im Nebenwerte-Index SDax gewann das Papier von Süss Microtec als bester Wert 5,5 Prozent.

Dass das Investmenthaus Stifel nach dem jüngsten Höhenflug der BMW-Papiere diese jetzt nur noch mit "Neutral" bewertet, drückte die Anteilscheine des Autobauers im Dax um 1,9 Prozent. Größter Verlierer waren allerdings die Aktien von Siemens Energy mit minus 2,4 Prozent.

Die Aktien des Außenwerbespezialisten Ströer profitierten im MDax mit plus 4,4 Prozent auf 70,70 Euro von einer positiven Analystenstudie. Morgan-Stanley-Experte Patrick Wellington ist zuversichtlich, was die Aussicht für die Aktien betrifft und empfiehlt sie nun zum Kauf mit einem auf 82 Euro angehobenen Kursziel.

An das Ende des MDax rutschten dagegen mit minus 3,5 Prozent die Papiere von Nordex . Sie litten darunter, dass Ako Capital LLP seine Nettoleerverkaufsposition angehoben hat und damit nochmals stärker auf künftig fallende Kurse der Windkraft-Aktie wettet.

Der Euro gab nach und wurde am frühen Abend mit 1,2166 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,2174 (Mittwoch: 1,2195) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8214 (0,8200) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,29 Prozent am Vortag auf minus 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 144,78 Punkte. Der Bund-Future (September-Kontrakt) sank um 0,01 Prozent auf 172,54 Punkte./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx