FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Tag des Machtwechsels in den Vereinigten Staaten haben die Anleger einmal mehr auf die politischen und wirtschaftlichen Versprechen des Demokraten Joe Biden gesetzt. Die am Dienstag beschlossene Verlängerung des Lockdowns in Deutschland war am Markt bereits erwartet worden und bremste die Anleger in ihrer Kauflaune nicht.
Der Dax ging am Mittwoch mit einem Aufschlag von 0,77 Prozent auf 13 921,37 Punkte aus dem Handel. MDax und SDax kletterten sogar auf Rekordhochs. Der Index der mittelgroßen Werte schloss mit plus 0,92 Prozent auf 31 577,89 Zählern. Der Nebenwerte-Index SDax rückte um 1,54 Prozent auf 15 578,81 Punkte vor. Auch europaweit und in den USA wurden Gewinne verbucht.
Biden, der an diesem Mittwoch in den USA als 46. Präsident vereidigt wird, hatte ein insgesamt 1,9 Billionen US-Dollar schweres Konjunkturpaket zur Bekämpfung der Pandemie angekündigt. Nun müsse er beweisen, "dass die Vorschusslorbeeren, mit denen die Finanzmärkte ihn bedacht haben, auch gerechtfertigt sind", sagte Analystin Esther Reichelt von der Commerzbank . Im Kampf gegen die Pandemie sollte er also schnelle Ergebnisse liefern, um die Anleger bei Laune zu halten. Wie Reichelt ergänzt, lassen sich große Teile seines Pakets aber nur in Zusammenarbeit mit den Republikanern umsetzen.
Mit Blick auf die Verlängerung des Lockdowns in Deutschland hieß es seitens der LBBW, dass ökonomisch gesehen das Schlimmste vermieden wurde. "Die beschlossenen Maßnahmen greifen stärker in das Wirtschaftsgeschehen ein, aber die Träger der konjunkturellen Erholung - insbesondere die Industrie - bleiben weitgehend verschont."
Unternehmensseitig stachen im Dax die Aktien von Merck KGaA hervor mit minus 4,1 Prozent und Daimler mit plus 4,2 Prozent. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern enttäuschte den Markt mit dem Abbruch einer gemeinsam mit GlaxoSmithKline gestarteten Lungenkrebsstudie. Zum Autobauer Daimler indes äußerte sich HSBC positiv und hob die Aktie von "Hold" auf "Buy". Zudem profitierten die Autobauer im Dax allgemein von optimistischen Äußerungen des VW-Managements zum chinesischen Absatzmarkt. VW gewann 3,2 Prozent und BMW 3,6 Prozent.
BASF gab starke Eckzahlen zum vierten Quartal bekannt und wurde damit zu einer Stütze für den gesamten Chemiesektor. Jefferies-Analyst Laurence Alexander sieht in den Ergebniskennzahlen einen Vorgeschmack auf eine zyklische Erholung. Die BASF-Anteile legten um 1,2 Prozent zu. Covestro stiegen im Schlepptau und zusätzlich getrieben von einer positiven Studie des Analysehauses Stifel um 3,4 Prozent.
Eine optimistische Wachstumsprognose des Branchenausrüsters ASML trieb die Aktien von Infineon um 2,4 Prozent nach oben. Auch die Aktien von Aixtron und Dialog Semiconductor wurden davon gestützt.
Im MDax gehörten die um 4,4 Prozent gestiegenen Aktien von Hugo Boss trotz des verlängerten Lockdowns zu den besten Werten. Eine Anteilserhöhung auf mehr als 15 Prozent durch die britische Fraser Group sorgte hier bei Anlegern für Fantasie.
Um 2,0 Prozent sanken im SDax hingegen die Aktien von Borussia Dortmund . Wegen einer Niederlage im Top-Duell mit Bayer Leverkusen wackelt der Platz für eine Qualifikation zur lukrativen Champions League. Außerdem gibt der verlängerte Lockdown weiter keine Perspektive für eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,80 Prozent auf 3624,04 Punkte, und auch in Paris und London wurden Gewinne verzeichnet. In den USA stieg der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa um 0,7 Prozent, die technologielastigen Nasdaq-Börsen legten jeweils um etwas mehr als ein Prozent zu.
Der Euro gab nach und wurde am frühen Abend mit 1,2111 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs zuvor auf 1,2101 (Dienstag: 1,2132) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8264 (0,8243) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,54 Prozent am Vortag auf minus 0,55 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 146,06 Punkte. Der Bund-Future drehte und gewann zuletzt 0,02 Prozent auf 177,42 Punkte./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx