FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Mix aus Gewinnmitnahmen, Corona-Sorgen und Kursverlusten in den USA hat den Dax am Dienstag stark belastet. Hinzu kam die Zurückhaltung der Anleger vor weiteren Quartalsberichten in dieser Woche. Der deutsche Leitindex schloss 1,55 Prozent tiefer bei 15 129,51 Punkten, nachdem er tags zuvor noch ein weiteres Rekordhoch erreicht hatte. Der MDax , der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, verzeichnete am Ende ein Minus von 1,69 Prozent auf 32 540,15 Zähler. Auch er war zu Wochenbeginn noch auf einen Höchststand geklettert.
Gerade der stark angestiegene Optimismus hinsichtlich der Berichterstattung zum ersten Quartal in den USA, aber auch in Europa könne nun ein Argument gegen weitere Kursanstiege sein, erläuterte Analyst Frank Wohlgemuth von der Essener National-Bank. Dies lasse Raum für Enttäuschungen. "Der Spielraum für positive Gewinnüberraschungen wird auf jeden Fall kleiner", führte er aus. An seiner zuversichtlichen Grundstimmung zur weiteren Entwicklung der Aktienmärkte hielt er gleichwohl fest.
Aus Branchensicht standen Aktien aus dem Luftfahrt- und Reisesektor wegen Befürchtungen über die anhaltend hohen Covid-19-Infektionszahlen in vielen Ländern besonders unter Verkaufsdruck. Derzeit sorgt eine aus Indien bekannte Virus-Variante für Aufsehen. In dem Land sind die Fallzahlen geradezu explodiert. Wegen der Corona-Lage in Indien hatte der britische Premierminister Boris Johnson einen für Ende April geplanten Besuch dort abgesagt.
Insofern gehörten die Papiere des Triebwerkherstellers MTU , des Flughafenbetreibers Fraport , des Flugzeugbauers Airbus und der Fluggesellschaft Lufthansa mit Verlusten zwischen 3,9 und 6,5 Prozent zu den schwächsten Standardwerten.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Corona-Entwicklungen nahmen insgesamt wieder die Befürchtungen zu, dass die aktuellen Erwartungen bezüglich einer raschen Erholung des globalen Wachstums zu hoch gegriffen sein könnten. Damit trennten sich die Anleger auch von den als sehr konjunktursensibel geltenden Aktien des Chipherstellers Infineon und des Finanzhauses Deutsche Bank , die am Dax-Ende beide jeweils mehr als vier Prozent einbüßten.
Die Aktien von BMW fielen um 1,7 Prozent. Der Autobauer muss im laufenden Kartellverfahren der Europäischen Union zu unerlaubten Absprachen über technische Standards deutscher Autobauer laut dem Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider" eine Strafe im hohen dreistelligen Millionenbereich fürchten. Ein BMW-Sprecher wollte die Informationen unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht kommentieren. BMW hatte zuvor einen Rekordabsatz und einen überraschend hohen Gewinn für das erste Quartal gemeldet.
Ein von der US-Bank JPMorgan ausgerufenes Kursziel von 350 Euro trieb die Papiere von Zooplus als Spitzenreiter im Nebenwerteindex SDax um gut sieben Prozent auf 269 Euro nach oben. Analyst Borja Olcese hatte mit seinem neuen Kursziel für Aufsehen gesorgt. Die Corona-Pandemie habe bei dem Online-Händler für Haustierbedarf alles zum Besseren geändert, schrieb der Experte.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,98 Prozent auf 3940,46 Zähler nach unten. Die Indizes in Paris und London verbuchten ähnlich hohe Verluste. In New York stand der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss knapp 1 Prozent tiefer.
Der Kurs des Euro legte zu. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2051 (Montag: 1,2035) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8298 (0,8309) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,32 Prozent am Vortag auf minus 0,29 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 144,35 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,29 Prozent auf 170,90 Punkte./la/fba
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx