FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie gewonnen, so zerronnen: Der Dax hat am Donnerstag seine kräftigen Tagesgewinne abgegeben und tief im Minus geschlossen. Auslöser für die Verluste waren kräftige Gewinnmitnahmen an den US-Börsen, allen voran an der technologielastigen Nasdaq. Mit einem Abschlag von 1,40 Prozent auf 13 057,84 Punkte ging der deutsche Leitindex schließlich aus dem Tag. Am Morgen noch war er bis knapp unter sein Niveau vor der Corona-Krise geklettert.
Laut dem Börsenexperten Timo Emden sollte die aktuelle Talfahrt jedoch nicht wirklich überraschen: "Eine Konsolidierungsphase tut vor dem Hintergrund der zuletzt stark überhitzten Kurse Not." Dabei folge der Dax den US-Indizes erneut "wie ein braver Hund", nachdem das Höhenfieber kurzzeitig auch die Anleger hierzulande erfasst habe.
Der MDax drehte am Donnerstag ebenfalls ins Minus und gab um 2,41 Prozent auf 27 222,64 Zähler nach und auch europaweit sahen die Kursentwicklungen ähnlich aus.
Der EuroStoxx 50 büßte 1,01 Prozent auf 3304,22 Punkte ein und auch die Börsen in London und Paris gaben nach. In den USA verlor der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 1,9 Prozent. Die Nasdaq-Börsen sackten zugleich um rund 4 Prozent ab.
Im Dax konnten sich nur wenige Werte in der Gewinnzone halten, darunter an der Index-Spitze die Covestro-Aktie mit plus 2,2 Prozent. Sie war in letzter Zeit immer mal wieder als Abstiegskandidat aus dem Dax gehandelten worden, doch Index-Experten sehen dies inzwischen nicht mehr so. Daher dürfte die Deutsche Börse an diesem Donnerstagabend wohl keine Änderungen im deutschen Leitindex bekannt geben. Auftrieb dürfte das Papier des Kunststoffherstellers außerdem durch optimistische Analystenkommentare von Goldman Sachs und Barclays erhalten haben.
Eon konnten sich vor allem dank einer Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS im Plus halten und beendeten den Tag mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent. UBS-Analyst Sam Arie sieht Eon als einen der reinsten Player im europäischen Verteilnetzgeschäft, in dem der Bereich Erneuerbare Energien eine zunehmend wichtigere Rolle spielt.
Eine Kapitalerhöhung von Siemens Healthineers belastete den Kurs des Medizintechnikkonzerns mit 5,1 Prozent auf 36,38 Euro. Nachdem die Papiere am Mittwoch mit 38,32 Euro geschlossen hatten, waren die neuen Anteile zur Übernahme des US-Unternehmens Varian zu je 36,40 Euro verkauft worden.
Insgesamt litten an diesem Handelstag Corona-Krisenprofiteure besonders stark. Delivery Hero etwa sackten im Dax um 7,9 Prozent ab. Hellofresh brachen im MDax um 10,4 Prozent ein und Shop Apotheke im SDax sogar um knapp 12 Prozent.
Zyklische sowie von der Krise besonders stark getroffene Branchen wie Luftfahrt, Tourismus und Automobilwirtschaft legten dagegen überdurchschnittlich zu: Im Dax gewannen etwas VW und Conti etwas mehr als 1 Prozent, im MDax zählten Lufthansa und Fraport zu den Favoriten mit plus 4,0 Prozent und knapp 3 Prozent.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,47 Prozent am Vortag auf minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,03 Prozent auf 145,79 Punkte. Der Bund-Future stieg bis zum Abend um 0,12 Prozent auf 176,94 Punkte.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,1832 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1813 (Mittwoch: 1,1861) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8465 (0,8431) Euro./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx