FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben nach dem jüngsten Dax-Rekord auch am Freitag keine großen Sprünge gewagt. Es fehlte an Aufwärtsimpulsen, zumal nach den starken Auftragseingängen für die deutsche Industrie die Produktionsdaten schwach ausgefallen waren. Zugleich warnen Marktbeobachter vor einem möglichen Rückschlag im Dax.

Der deutsche Leitindex schloss 0,21 Prozent höher bei 15 234,16 Punkten. Dank des weiterhin positives Aktienumfeldes schaffte das Börsenbarometer damit in der verkürzten Handelswoche nach Ostern ein Plus von 0,84 Prozent. Am Dienstag war der Dax erstmals über die Marke von 15 300 Punkten geklettert. Seither lassen es die Investoren ruhiger angehen. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Freitag um 0,32 Prozent auf 32 737,55 Punkte nach oben.

"Nach dem Plus der Auftragseingänge kann die Industrieproduktion nicht an die guten Vorgaben anknüpfen", konstatierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Bereits die Januar-Daten hätten unter einem Mangel an Halbleitern gelitten, und "es scheint nun so, dass auch der Februar von der Knappheit geprägt war".

Nachdem der Rekordlauf des Dax zuletzt von Impf-Fortschritten sowie vom billionenschweren US-Konjunkturprogramm und der weiter sehr lockeren Geldpolitik der Notenbanken befeuert wurde, sehen Experten nun zunehmend Risiken. Die Konsolidierung sei noch nicht vorbei, schrieb etwa David Lusow, charttechnischer Analyst beim Handelshaus DailyFX.

Andreas Büchler von Index-Radar sprach von einem kurz- und mittelfristig leicht überhitzten Markt, wobei spätestens im Bereich um die 15 500 Punkte mit verstärktem Abgabedruck zu rechnen sei. Angesichts des insgesamt immer noch positiven Grundtrends müssten Anleger voraussichtlich aber nicht mehr als eine kleine Korrektur fürchten.

Unter den größten Gewinnern im Dax stiegen die Aktien der Deutschen Post um knapp zwei Prozent. Nach dem Rekordjahr 2020 bleibt der Logistikkonzern auch im laufenden Jahr auf Erfolgskurs und wird nach einem starken ersten Quartal optimistischer für das Gesamtjahr.

Ansonsten zogen vor dem Wochenende Werte aus den hinteren Reihen die Aufmerksamkeit auf sich. So profitierten die Aktien des Schmierstoffherstellers Fuchs Petrolub an der MDax-Spitze mit einem Plus von fast fünf Prozent von einer Empfehlung der Baader Bank. Die zuvor im Lichte des Rohstoffpreisdrucks zu hohen Gewinnerwartungen des Marktes erschienen mittlerweile angemessener, schrieb Analyst Markus Mayer. Gleichzeitig gebe es Signale, dass die Nachfrage aus der Automobil- und Investitionsgüterindustrie nach Schmierstoffen höher sei als zuvor von ihm gedacht.

Im Nebenwerteindex SDax hatten die Anteilscheine von Dermapharm mit einem Plus von mehr als fünf Prozent die Nase vorn. Die jüngst angekündigte Produktionskooperation mit Biontech und Pfizer für den Corona-Impfstoff Comirnaty berge großes Potenzial für das Pharmaunternehmen, schrieb der Experte Alexander Thiel vom Analysehaus Jefferies.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bewegte sich mit plus 0,03 Prozent auf 3978,84 Punkte kaum vorm Fleck. In Paris trat der Cac 40 ebenfalls nahezu auf der Stelle, während der FTSE 100 in London leicht nachgab. Der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial erklomm zu Handelsbeginn ein Rekordhoch und legte zum Börsenschluss in Europa moderat zu.

Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1888 (Donnerstag: 1,1873) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8412 (0,8423) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 144,88 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,40 Prozent auf 171,38 Punkte./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx