FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Montag erstmals über die Marke von 23.000 Punkten gesprungen und hat zudem den höchsten Tagesgewinn seit November 2022 verzeichnet. Eine Kursrally der Rüstungsbranche sowie kräftige Gewinne auch bei Auto-Aktien sorgten zum Wochenstart zeitweise sogar für einen Sprung über 23.300 Punkte. Letztlich ging der deutsche Leitindex mit plus 2,64 Prozent auf 23.147,02 Zählern aus dem Handel.

Auslöser im Rüstungsbereich war der Eklat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump am Freitag. Auto-Aktien wurden von der Hoffnung auf einen Aufschub von Klima-Vorgaben der EU beflügelt.

Nach einem deutlichen Gewinn von etwas mehr als 5 Prozent im Monat Februar ist damit auch der Start in den März gelungen. Im noch jungen Jahr 2025 hat der Dax bereits um etwas mehr als 16 Prozent zugelegt.

"Die letzten Pessimisten werden heute von der sehr heftigen Marktdynamik in den Markt gezogen", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Die Frage sei nun aber, wie lange dieses Kursniveau im aktuellen geopolitischen Umfeld gehalten werden könne.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 2,45 Prozent auf 28.990,98 Punkte nach oben auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Europaweit legten die Börsen ähnlich stark zu: Der britische FTSE 100 , der Schweizer SMI und auch der EuroStoxx 50 erreichten wie der Dax Rekordhöhen. Letztlich ging der Leitindex der Euroregion mit plus 1,41 Prozent auf 5.540,69 Zähler aus dem Tag, während in den USA zur selben Zeit moderate Verluste verbucht wurden.

"Die Schere zwischen Europas Börsen und der Wall Street hat sich heute noch ein Stück weiter geöffnet", resümierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets und wies auf die Erwartung deutlich höherer Verteidigungsausgaben Deutschlands und der europäischen Staaten im Allgemeinen hin. Da die schiere Höhe des Kapitalbedarfs für die Aufrüstung nur durch Schulden finanziert werden könne, sei zeitgleich ein Ausverkauf bei deutschen Staatsanleihen zu beobachten. "Wenngleich Deutschland von vergleichsweise niedrigen Zinsen und einer geringen Schuldenquote profitiert, sind Hunderte Milliarden Euro, die zur Debatte stehen, eine Ansage. Das wird der Anleihemarkt erst einmal verdauen müssen."

Die Hoffnung auf ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr in Deutschland sowie europaweit steigende Verteidigungsausgaben trieben die Aktien der Rüstungsbranche weiter kräftig an. Rheinmetall schnellten zeitweise um fast ein Fünftel höher auf ein weiteres Rekordhoch und gingen letztlich mit plus 13,7 Prozent aus dem Handel. Für zusätzlichen Rückenwind sorgte eine Studie der US-Bank JPMorgan über den zur "Realität" gewordenen Wiederbewaffnungszyklus in Europa. Analyst David Perry hob daher seine Kursziele für Aktien aus der Branche im Schnitt um 25 Prozent an. Sein neues Rheinmetall-Kursziel liegt nun bei 1.200 Euro.

Eine neue Höchstmarke erreichten auch die Hensoldt -Papiere, die letztlich um 22,3 Prozent stiegen. Thyssenkrupp stiegen um 10,6 Prozent und profitierten von der Marinesparte TKMS des Industriekonzerns, die bald abgespalten werden soll. Renk gewannen im SDax knapp 19 Prozent. Im Dax profitierten außerdem Airbus mit plus 5,9 Prozent und MTU mit plus 3,4 Prozent.

Zudem waren Autowerte stark gefragt. Angesichts drohender CO2-Strafen will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Autobauern mehr Zeit einräumen, um EU-Vorgaben einzuhalten. Sie werde noch in diesem Monat eine gezielte Änderung der CO2-Normen vorschlagen, sagte sie in Brüssel. Anstelle einer jährlichen Einhaltung der Grenzwerte sollen die Unternehmen drei Jahre Zeit bekommen.

Die Aktien von Volkswagen kletterten daraufhin um 2,3 Prozent. Mercedes , BMW und Porsche AG stiegen zwischen 1,6 und 3,6 Prozent. Aus der Nutzfahrzeugbranche gewannen Daimler Truck 2,6 Prozent.

Immobilienwerte dagegen zählten zu den Schlusslichtern in den deutschen Indizes. Beispielsweise verloren Vonovia im Dax 3,5 Prozent, denn die Aussicht auf massiv schuldenfinanzierte Investitionshaushalte Deutschlands belastete. Die Finanzierung der Sondervermögen könnte erhebliche Auswirkungen auf die Zinsen haben.

Erfreuliche Konjunkturdaten hoben die Laune der Anleger zum Wochenstart zusätzlich. So hatte sich die Industriestimmung im Februar sowohl in Europa als auch in China verbessert - trotz Handelsstreitigkeiten mit den USA. Außerdem ging die Inflationsrate in der Eurozone zurück, wenn auch weniger als erwartet. "Eine Zinssenkung am Donnerstag ist in Anbetracht des vorliegenden Zahlenwerks eine ausgemachte Sache", konstatierte Thomas Gitzel von der VP Bank angesichts der anstehenden Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Am Freitag dürfte zudem der US-Arbeitsmarktbericht Hinweise zur künftigen Geldpolitik der US-Notenbank Fed liefern./ck/ngu

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx