NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Freitag nach einigen Kurskapriolen zuletzt wieder etwas an Schwung verloren. Sie folgten damit einmal mehr der Entwicklung der Anleiherenditen. Der Dow Jones Industrial behauptete nach einem schwachen Auftakt und zwischenzeitlich deutlicheren Gewinnen einen Anstieg um 0,50 Prozent auf 30 485,34 Punkte. Auf Wochensicht steuert der Leitindex damit - auch dank der deutlichen Gewinne am Montag und Dienstag - auf ein Plus von 2,9 Prozent zu.

Der marktbreite S&P 500 legte zuletzt noch um 0,28 Prozent auf 3676,12 Punkte zu. Für den mit Technologietiteln gespickten Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,06 Prozent auf 11 040,63 Zähler nach unten, das Wochenplus liegt damit bei 3,3 Prozent.

Die Entwicklung der US-Anleiherenditen gibt den Börsen weiter die Richtung vor - so auch dem New Yorker Aktienmarkt. Am Freitag kletterte die viel beachtete Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zeitweise bis auf 4,33 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2007, kam dann aber wieder etwas zurück. Auch die Rendite für fünfjährige Staatsanleihen erklomm vorübergehend ein Fünfzehnjahreshoch. Hohe Renditen für festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen schmälern die relative Attraktivität von Aktien.

Der anhaltende Renditeauftrieb deutet darauf hin, dass die Anleger weiterhin mit einer straffen Geldpolitik rechnen. Die US-Notenbank Fed stemmt sich bereits seit einiger Zeit gegen die hohe Teuerung, indem sie ihren Leitzins in diesem Jahr um insgesamt drei Prozentpunkte angehoben hat. Die meisten anderen großen Notenbanken folgen inzwischen dem Beispiel der Fed. Dementsprechend mau sieht es an den Aktienmärkten weltweit aus: Ungeachtet der jüngsten Erholung verzeichnen die meisten wichtigen Indizes seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Verluste.

Sorgen bereiten laut Stephan Innes von SPI Asset Management weitere Aussagen von US-Notenbankern. Sie schürten nach wie vor Ängste vor einer strengeren geldpolitischen Straffung und der Gefahr einer weltweiten Rezession. So habe etwa der Chef der Notenbank von Philadelphia, Patrick Harker, gesagt, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr wahrscheinlich auf "deutlich über" 4 Prozent anheben und auf einem restriktiven Niveau halten werde. Aktuell liegt der Leitzins in einer Spanne zwischen 3,0 und 3,25 Prozent und dürfte im November und auch im Dezember nochmals angehoben werden. Erwartet wird bis Jahresende derzeit dann ein Leitzinsniveau von 4,25 bis 4,50 Prozent.

Während es am Freitag keine wichtigen Konjunkturdaten aus den USA gab, standen erneut einige Quartalsberichte im Blick. Das Geschäft der einst explosiv wachsenden Foto-App Snapchat legt kaum noch zu und der Quartalsverlust weitete sich aus. Entsprechend brachen die Aktien des dahinter stehenden Unternehmens Snap um über 30 Prozent ein. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit bereits 84 Prozent eingebüßt.

Die Anteile des Mobilfunkanbieters Verizon verloren nach Bekanntgabe von Geschäftszahlen gut sechs Prozent. Das Unternehmen gewann im abgelaufenen Quartal noch weniger neue Mobilfunkkunden als von Analysten erwartet. Zudem belasteten hohe Kosten den Nettogewinn deutlich. Die besser als erwartete Umsatzentwicklung konnte das bei den Anlegern nicht wettmachen.

Für die Titel des Kreditkartenanbieters American Express ging es um 6,8 Prozent bergab. Er schnitt zwar besser ab als am Markt befürchtet. Allerdings rüstete sich American Express mit überraschend hohen Rückstellungen für Kreditausfälle, die bei einem stärkeren Konjunkturabschwung drohen.

Negative Neuigkeiten gab es auch bei Twitter . Die US-Regierung erwägt Kreisen zufolge, einige Geschäfte des Tesla -Chefs Elon Musk einer Prüfung auf nationale Sicherheitsaspekte zu unterziehen. Dazu soll auch die geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes gehören, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Zudem schrieb die "Washington Post" unter Berufung auf Insider und vertrauliche Dokumente, dass Musk einen Kahlschlag bei Twitter plane und rund 75 Prozent der Stellen abbauen wolle. Die Aktien sackten daraufhin um 4,6 Prozent ab.

Dagegen legten die Papiere des schwedisch-amerikanischen Herstellers von automobilen Sicherheitssystemen Autoliv um knapp ein Prozent zu. Hier lobten die Analysten von Evercore vor allem die "solide Prognoseanhebung".

Der Ölfeld-Dienstleister Schlumberger überzeugte die Anleger mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im vergangenen Quartal, wie das Kursplus von 6,3 Prozent zeigte./gl/he

Quelle: dpa-Afx