NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Dienstag vorerst wieder in die Erfolgsspur gefunden. Am Montag war bei den Anlegern noch die Risikobereitschaft geschwunden, nun kehrte sie erst einmal wieder zurück. Dies zeigte sich auch am schwachen US-Dollar, der Anlegern zuletzt als sicherer Hafen gedient hatte. Mutiger wurden die Anleger auch wegen Gerüchten über ein Wiederanlaufen der Gaspipeline Nord Stream 1 nach Europa.

Der Leitindex Dow Jones Industrial weitete seine Gewinne eineinhalb Stunden nach dem Auftakt mit 31 558,37 Punkten auf 1,56 Prozent aus. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,80 Prozent auf 3899,96 Zähler hoch. Der technologielastige Nasdaq 100 kehrte über die runde 12 000 er Marke zurück, indem er 1,93 Prozent auf 12 107,20 Zähler gewann. Zu Wochenbeginn waren alle drei Indizes noch ins Minus gerutscht und hatten es so versäumt, an ihre Stabilisierung vom Freitag anzuknüpfen.

Eher schwache Unternehmenszahlen setzten der Kaufbereitschaft nur vereinzelt Grenzen, bremsten aber den Gesamtmarkt nicht. Börsianer vermuteten als Grund, dass generell schon viel Negatives eingepreist worden sei, indem sich der Dow vor ein paar Tagen noch dem Juni-Tief genähert hatte. Am Dienstag wurden auch schwache Signale vom US-Immobilienmarkt von den Anlegern gut verdaut.

Der Euro stieg vor dem Hintergrund von Spekulationen, dass die EZB am Donnerstag eine stärkere Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte verkünden könnte. Hinzu kamen Gerüchte, dass die Verteilung von russischem Gas über die Pipeline Nord Stream 1 am Donnerstag nach Abschluss der plangemäßen Wartungsarbeiten pünktlich wieder aufgenommen werden könnte. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Kreise.

Unternehmensseitig stach IBM negativ hervor, mit einem Kursrutsch um 6,8 Prozent waren sie abgeschlagen der einzige Dow-Verlierer. Vom zweiten Quartal des IT-Riesen zogen Experten zwar ein positives Fazit, bemängelt wurde aber der Ausblick auf das dritte Jahresviertel. Laut Analyst Wamsi Mohan von der Bank of America verfehlte dieser die Konsenserwartung deutlich.

Auch Johnson & Johnson fiel nicht positiv auf, auch wenn sich die Aktien immerhin mit 0,4 Prozent im Plus bewegten. Damit waren sie gleichwohl einer der schwächsten Dow-Werte. Der Konsumgüter- und Pharmakonzern senkte wegen des starken US-Dollars bereits zum zweiten Mal seine Jahresziele.

Kräftige Gewinne verbuchten dagegen die Boeing-Anleger, die Aktie zog an der Dow-Spitze um 4,4 Prozent an. Der Flugzeugbauer punktet derzeit mit Flugzeugbestellungen im Rahmen der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough - mit dem Fazit, dass die Amerikaner auch am zweiten Messetag die Nase gegenüber dem europäischen Konkurrenten Airbus vorn haben.

Die Stimmung in der Reisebranche wird unter Anlegern auch besser. Im Nasdaq 100 waren die Papiere des Online-Reiseportals Booking Holdings und der Hotelgruppe Marriott International mit mehr als vier Prozent Plus oben dabei. Auch für große US-Fluggesellschaften und Kreuzfahrtanbieter gab es deutliche Kursgewinne.

Nicht überzeugen konnte Lockheed Martin , wie das Kursminus von 0,8 Prozent zeigte. Der Rüstungs- und Luftfahrt-Technologie-Konzern blickt zurückhaltender als bisher auf das laufende Jahr. Die Papiere des Konkurrenten Raytheon entwickelten sich mit einem Kursplus von 3,4 Prozent deutlich besser.

Viel Nachfrage gab es nach einigen Aktien aus dem US-Autosektor: Ford und General Motors (GM) zogen jeweils um etwa fünf Prozent an, die Titel des Elektroauto-Spezialisten Tesla legten allerdings nur um ein halbes Prozent zu. Bekannt wurde, dass GM im kommenden Jahr eine Elektro-Variante des Chevrolet Blazer auf den Markt bringen und damit dem Model Y von Tesla Konkurrenz machen will./tih/he

Quelle: dpa-Afx