NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen sind nach einem langen Wochenende am Dienstag auf Talfahrt gegangen. Nach dem Feiertag am Vortag prägten Ernüchterung und Sorgen das Geschehen. Die Erleichterung über Gespräche zwischen den USA und China, um womöglich einige der unter Donald Trump eingeführten Handelszölle wieder zurückzunehmen, wich wieder einmal hartnäckigen Befürchtungen einer Rezession.

Dafür sorgten dieses Mal auch Daten aus Europa. Die Unternehmensstimmung trübte sich im Euroraum laut einer Zweitschätzung deutlich ein und fiel auf ein 16-Monats-Tief. In den USA dagegen wurden zwar überraschend gute Auftragseingangsdaten der Industrie für den Monat Mai veröffentlicht, doch solche Daten sind angesichts der herrschenden Lieferkettenprobleme und damit aufgestauter Auftragsbestände zweitrangig geworden.

Der Leitindex Dow Jones Industrial gab im frühen Handel um 2,20 Prozent auf 30 412,45 Punkte nach und weitete damit seinen etwas mehr als einprozentigen Verlust aus der vergangenen Woche kräftig aus. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Dienstag um 1,89 Prozent auf 3753,15 Zähler nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor moderatere 0,76 Prozent auf 11 497,78 Punkte, hatte allerdings in der vergangenen Woche etwas mehr als vier Prozent eingebüßt.

Mitte Juni war der Dow bei etwas über 29 650 Punkten auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 gesackt und hat sich seither etwas erholt. Vor allem waren es Hoffnungen auf eine moderatere Zinswende in den USA gewesen, die dem bekanntesten Wall-Street-Index wieder etwas Auftrieb gegeben hatten. Doch zugleich flammen auch immer wieder Inflations- und Rezessionssorgen auf.

Wie stark diese sind, wird auch im 20-Jahrestief des Euro im Vergleich zum US-Dollar an diesem Tag deutlich. Es spiegelt die sich immer mehr abschwächende Wirtschaft in der Eurozone wider. Zugleich profitiert der Dollar von seinem Ruf als verhältnismäßig sicherer Anlagehafen und dem aggressiven Tempo der US-Notenbank bei den Zinsanhebungen. Die US-Wirtschaftsaussichten indes werden von JPMorgan inzwischen ähnlich mau eingeschätzt wie in Westeuropa. Die Volkswirte der US-Bank kappten ihre Schätzungen daher deutlich. Für die Frage, ob aus einer Wachstumsschwäche letztlich eine Rezession werde, sei vor allem die Reaktion der Unternehmen entscheidend, schrieben sie.

Unter den Einzelwerten waren Aktien konjunktur- und kapitalsensibler Unternehmen besonders schwach. Boeing etwa büßten im Dow 2,9 Prozent ein. Nike indes stiegen an der Dow-Spitze um 1,6 Prozent, waren allerdings erst am Freitag auf den tiefsten Stand seit rund zwei Jahren gefallen.

Die Papiere der Corona-Impfstoffhersteller zeigten sich im Plus - auch wenn es zu Biontech eher negative Nachrichten gab. Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac reichte in Deutschland eine Klage gegen den Biontech und zwei Tochterunternehmen ein. Das Unternehmen spricht von Patentrechtsverletzung. Es geht um den Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA). Curevac stiegen um 0,8 Prozent, Biontech sogar um 2,0 Prozent, während die Aktien des Biontech-Pharmapartners Pfizer um 2,8 Prozent nachgaben. Im Nasdaq 100 legten außerdem die Anteile der Konkurrentin Moderna um 3,1 Prozent zu./ck/stw

Quelle: dpa-Afx