NEW YORK (dpa-AFX) - Am US-Aktienmarkt haben die Optimisten das Zepter fest in der Hand behalten. Die wichtigsten Indizes blieben am Freitag auf Erholungskurs und schlossen teils deutlich im Plus. Die in den letzten Wochen noch dominanten Inflations- und Rezessionsängste haben zuletzt etwas nachgelassen, sodass Händlern zufolge nun Schnäppchenjäger auf den Plan getreten sind und die vermeintlich günstigen Kurse zum Einstieg genutzt haben. Zu der insgesamt guten Stimmung an den globalen Aktienmärkten zum Wochenschluss trug bei, dass sich die Teuerung in China im August überraschend abgeschwächt hat.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 1,19 Prozent auf 32 151,71 Punkte. Damit ergibt sich nach drei Verlustwochen ein Wochengewinn von 2,66 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 1,53 Prozent auf 4067,36 Punkte nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 zog um 2,17 Prozent auf 12 588,29 Zähler an.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht derzeit der Kampf der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks gegen die hohe Teuerung. Am Vortag hatte die Rekordinflation im Euroraum die Europäische Zentralbank (EZB) zur größten Zinserhöhung der Geschichte getrieben. Die EZB war damit - mit deutlicher Verzögerung - dem Trend der US-Notenbank gefolgt.

Die Anleger an den US-Börsen haben sich derweil wohl damit abgefunden, dass die Fed ihren Inflationskampf entschlossen führen dürfte. Auf der nächsten Zinssitzung in knapp zwei Wochen könnte die Notenbank ihre Leitzinsen zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anheben. Fed-Gouverneur Christopher Waller sprach sich bereits für eine "weitere größere Leitzinsanhebung" aus. "Die Inflation ist viel zu hoch, und es ist zu früh, um zu sagen, ob sich die Inflation merklich und anhaltend nach unten bewegt", sagte er auf einer Veranstaltung in Wien.

Größte Beachtung kommt gleichwohl neuen Inflationsdaten zu, die am Dienstag veröffentlicht werden. Die hohe Inflation dürfte sich zum zweiten Mal in Folge abschwächen, erwarten die Analysten der Commerzbank. Vor allem die rückläufigen Preise für Benzin und Mietwagen dürften dazu beitragen. Sollte die Teuerung jedoch negativ überraschen, könnte die Debatte um das Ausmaß der geldpolitischen Straffung neu entflammen.

Unter den Einzelwerten schnellten zum Wochenschluss die Aktien von Zscaler an der Nasdaq-100-Spitze um fast 22 Prozent in die Höhe. Der Spezialist für Informationssicherheit in der Cloud hatte mit seinen Geschäftszahlen positiv überrascht und einen starken Ausblick präsentiert. Zweitbester Wert im Index waren die Anteilsscheine von Docusign , die um 10,5 Prozent anzogen. Der Anbieter von elektronischen Signaturen hatte nach unerwartet guten Ergebnissen seine Ziele aufgestockt.

Unter den schwächsten Werten im Index legten die Papiere von T-Mobile US nur um 0,2 Prozent zu. Das Mobilfunkunternehmen will zwar eigene Aktien in zweistelliger Milliardenhöhe zurückkaufen und könnte damit seiner Mutter Deutsche Telekom ein Stück weit zur langersehnten Mehrheit verhelfen. Das Volumen des angekündigten Aktienrückkaufs hat Analysten zufolge aber enttäuscht. Die T-Aktien stiegen in Frankfurt um knapp vier Prozent.

Abwärts hingegen ging es in New York für Papiere von Smith & Wesson , die mehr als sechs Prozent einbüßten. Der Waffenhersteller hatte mit seinen Geschäftszahlen enttäuscht.

Der Euro profitierte von der Rekordleitzinserhöhung der EZB und notierte bei 1,0045 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0049 (Donnerstag: 1,0009) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9951 (0,9991) Euro. US-Staatsanleihen gerieten nach den Aussagen Wallers etwas unter Druck. Zuletzt sank der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,16 Prozent auf 115,78 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 3,32 Prozent./la/zb

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx