NEW YORK (dpa-AFX) - An den US-Börsen ist es nach den jüngsten Rekorden am Dienstag bergab gegangen. Der Dow Jones Industrial stellte zwar direkt zu Handelsbeginn einen Rekord auf, rutschte dann aber schnell ins Minus und schloss 0,75 Prozent tiefer mit 42.740,42 Punkten.

Der marktbreite S&P 500 blieb anfangs nur minimal unter seiner Bestmarke vom Wochenbeginn und weitete dann seine Verluste mit letztlich 5.815,26 Punkten auf 0,76 Prozent aus. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es angesichts schwacher Halbleiterwerte sogar um 1,37 Prozent auf 20.159,83 Punkte bergab, womit er seinem Rekordhoch aus dem Sommer weiter hinterher hinkt.

Im Fokus der Anleger stand am Dienstag die angelaufene Unternehmensberichtssaison. Nach den überzeugenden Quartalszahlen, die JPMorgan und andere Banken vor dem Wochenende veröffentlicht hatten, legten nun mit Goldman Sachs , Bank of America und Citigroup weitere wichtige Finanzhäuser ihre Zwischenberichte vor. Zudem informierten der Pharma- und Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson und der Krankenversicherer Unitedhealth über ihre Geschäftsentwicklung.

Goldman Sachs übertraf dank glänzender Geschäfte an den Kapitalmärkten und in der Vermögensverwaltung mit den Erträgen und Gewinnen die Erwartungen. Nach einem Rekordhoch zogen es die Anleger aber vor, die Kursgewinne zu versilbern - die Aktien gaben letztlich minimal nach. Die ebenfalls gut gelaufenen Titel der Konkurrentin Citigroup gingen nach Anfangsgewinnen 5,1 Prozent tiefer aus dem Handel. Trotz eines Rückgangs fiel der Gewinn höher als erwartet aus. Das gleiche galt für die Bank of America, deren Titel aber einen Aufschlag von 0,6 Prozent behaupteten.

Die Aktionäre von Johnson & Johnson konnten sich über einen Kursanstieg von 1,6 Prozent freuen. Dass es im Tagesgeschäft auch dank des Krebsmedikaments Darzalex zuletzt besser als gedacht lief, wog schwerer als die wegen einer Übernahme gesenkte Gewinnprognose. Boeing könnte - wie schon zuletzt spekuliert - bald eine milliardenschwere Kapitalerhöhung durchführen und sich eine Kreditlinie von 10 Milliarden US-Dollar sichern. Das ließ die Aktien des kriselnden US-Flugzeugbauers an der Dow-Spitze um 2,3 Prozent steigen.

Bei Apple reichte es auch ohne bahnbrechende Neuigkeiten für Kursgewinne von letztlich 1,1 Prozent und einen Rekord. Die Anleger trauen dem Technologieriesen zu, von der Markteinführung neuer, KI-fähiger iPhone-Modelle zu profitieren. Mit dem jüngsten Kursanstieg zementierte Apple seinen Status als das weltweit wertvollste Börsenunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 3,5 Billionen Dollar.

Am Vortag hatte mit dem Chiphersteller Nvidia ein weiteres Börsen-Schwergewicht dank der wieder erwachten KI-Fantasie einen Kursrekord nur knapp verpasst. Doch am Dienstag ging es für die Aktien um 4,7 Prozent bergab. Sie litten ebenso wie die Titel von Branchenkollegen wie AMD und Micron unter der Nachricht, dass die USA Einschränkungen für den Export KI-fähiger Chips erwägen. Zudem ist der europäische Chipausrüster ASML nach einem enttäuschenden Auftragseingang für 2025 zurückhaltender als bisher.

Dem Halbleiterkonzern Wolfspeed winkt eine bis zu 750 Millionen Dollar schwere Direktfinanzierung des US-Handelsministeriums. Zudem will ein Konsortium von Investmentfonds weitere 750 Millionen Dollar zur Verfügung stellen. Mit den Geldern sollen die langfristigen Wachstumspläne und die heimische Chipproduktion auf Basis von Siliziumkarbid unterstützt werden. Zudem erwartet Wolfspeed eine Steuerrückerstattung von einer Milliarde Dollar aus einer Gutschrift für fortgeschrittene Fertigung. Die Wolfspeed-Titel schnellten um mehr als ein Fünftel nach oben.

Hingegen büßten die jüngst rekordhohen Aktien von Unitedhealth am Dow-Ende 8,1 Prozent ein. Der Krankenversicherer kämpft mit unerwarteten Zusatzkosten und geringeren Zahlungen aus staatlichen Programmen. Deshalb engte er die Jahreszielspanne für den bereinigte Gewinn je Aktie etwas nach unten ein.

Der Konsumgüterkonzern Coty warnte vor einem Abschwung im weltweiten Geschäft mit Kosmetikprodukten und gab einen enttäuschenden Ausblick auf das erste Geschäftsquartal 2024/25. Die Aktien sackten um 10,8 Prozent ab.

Der Euro setzte seinen Abwärtstrend fort und kostete zuletzt 1,0888 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,0903 (Montag: 1,0915) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9171 (0,9161) Euro gekostet.

Am US-Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige US-Staatsanleihen (T-Note-Future) um 0,52 Prozent auf 112,44 Punkte. Die Rendite sank auf 4,03 Prozent./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx