NEW YORK (dpa-AFX) - An der Wall Street haben die wichtigsten Indizes ihre jüngste Talfahrt gebremst. An den Finanzmärkten dominieren aber nach wie vor Sorgen bezüglich weiter deutlich steigender Leitzinsen in den USA und auch in Europa, die die Wirtschaft belasten könnten. Höhere Zinsen verringern zudem die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.

Der Leitindex Dow Jones Industrial machte einen Teil seiner anfänglichen Verluste wett und schloss 0,57 Prozent tiefer bei 32 098,99 Punkten, nachdem er zum Wochenschluss um rund 3 Prozent abgesackt war. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag um 0,67 Prozent auf 4030,61 Punkte abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 0,96 Prozent auf 12 484,32 Zähler. Er war am Freitag um mehr als 4 Prozent eingebrochen.

US-Notenbankchef Jerome Powell hatte Ende vergangener Woche die hohe Priorität der Inflationsbekämpfung unterstrichen und klargestellt, dass die Federal Reserve ihren Kampf gegen die stark steigenden Preise auch unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Folgeschäden fortsetzen werde. Denn eine dauerhaft hohe Inflation kann der Wirtschaft eines Landes langfristig großen Schaden zufügen, weshalb Notenbanker mittlerweile kurzfristige Bremsspuren durch höhere Leitzinsen in Kauf nehmen. Markterwartungen, wonach die Fed wegen konjunktureller Probleme im kommenden Jahr wieder an Zinssenkungen denken könnte, erteilte Powell damit faktisch eine Absage.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steuert auf eine erneut deutliche Zinserhöhung zu. Eine Anhebung wie nach der jüngsten Zinssitzung im Juli, als der Leitzins um 0,5 Prozentpunkte stieg, dürfte nach Bemerkungen ranghoher EZB-Vertreter vom Wochenende quasi ausgemachte Sache sein. Selbst ein Schritt von 0,75 Punkte, wie zuletzt von der Fed gleich mehrfach vorgenommen, erscheint nicht undenkbar.

In New York schnellten die Anteilsscheine von Pinduoduo um 14,7 Prozent in die Höhe und waren damit der mit Abstand beste Wert im Nasdaq 100. Die chinesische E-Commerce-Plattform habe sehr starke Quartalszahlen präsentiert, schrieben die Analysten der Bank Citigroup.

Ölwerte profitierten von dem deutlichen Anstieg der Ölpreise. So stiegen Chevron im Dow um 0,8 Prozent. Die Aktien von Exxon Mobil und von ConocoPhillips gewannen 2,3 beziehungsweise 1,2 Prozent.

Gestützt wurden die Ölpreise durch die Unsicherheit im Irak. Anhänger des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr erstürmten den Regierungspalast in Bagdad. Damit spitzt sich die politische Krise in dem Land weiter zu, nachdem Demonstranten vor einem Monat bereits in das Parlamentsgebäude eingedrungen waren. Auch rund zehn Monate nach der Parlamentswahl können sich die Parteien weder auf einen Präsidenten noch einen Regierungschef einigen, während das Land unter einer Wirtschaftskrise, Inflation und Korruption ächzt. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland.

Unter den schwächsten Werten im S&P 500 sackten die Anteilsscheine des Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb um mehr als sechs Prozent ab. Studiendaten zu dem Medikament Milvexian gegen Schlaganfälle konnten nicht überzeugen.

Der Euro legte etwas zu und kostete in New York zuletzt 0,9994 US-Dollar. Börsianer verwiesen als Antrieb vor allem auf die merklich gefallenen europäischen Gaspreise. Hohe Gaspreise stellen eine große Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 0,9986 (Freitag: 1,0007) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0014 (0,9993) Euro.

US-Staatsanleihen litten unter der Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen. Zuletzt sank der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,45 Prozent auf 117,05 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 3,11 Prozent./la/nas

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx