NEW YORK (dpa-AFX) - Ein versöhnliches Ende im US-Schuldenstreit hat am Freitag die Wall Street beflügelt. Die Arbeitsmarktdaten der weltgrößten Volkswirtschaft fielen indes gemischt aus und waren für Aktienanleger ein zweischneidiges Schwert. Der Dow Jones Industrial ging mit einem Aufschlag von 2,12 Prozent auf 33 762,76 Punkte aus dem Handel. Nach Verlusten im Monat Mai verbuchte der wichtigste Wall-Street-Index in der Auftaktwoche in den Juni einen Gewinn von 2,0 Prozent.
In den vergangenen Tagen hatte der drohende Zahlungsausfall der US-Regierung die Anleger nervös gemacht. Nun ist das Thema abgehakt: Nach dem Repräsentantenhaus hat auch der Senat den Gesetzentwurf gebilligt, mit dem die staatliche Schuldenobergrenze in den USA vorerst ausgesetzt wird.
Der marktbreite S&P 500 beendete den letzten Handelstag der Woche 1,45 Prozent höher auf 4282,37 Zählern. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,73 Prozent auf 14 546,64 Punkte nach oben, womit sich das Plus im Wochenverlauf auf 1,7 Prozent beläuft. Er ist den Standardwerte-Börsen allerdings längst davongelaufen: Seit dem Jahreswechsel ist er inzwischen um ein Drittel gestiegen, während der Dow in derselben Zeit nicht einmal zwei Prozent gewonnen hat.
Der Arbeitsmarktbericht für Mai sandte widersprüchliche Signale: Die Zahl der Beschäftigten stieg zwar überraschend stark, doch auch die Zahl der Arbeitslosen legte spürbar zu - wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. "Die wirtschaftliche Stärke ist an sich positiv für Aktien", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings könnte der weiterhin starke Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed zu insgesamt mehr Zinsschritten verleiten, was für die Aktienmärkte wiederum Gegenwind verhieße. "In der Summe ist der heutige Arbeitsmarktbericht daher für den Aktienmarkt schwer zu deuten." Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht in Mitte Juni an.
Unternehmensseitig gerieten Telekomaktien wegen möglicher Konkurrenz durch Amazon unter Druck. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen berichtete, verhandelt der Online-Handelsgigant mit Verizon, der Telekom-Tochter T-Mobile US und mit Dish über ein Angebot für einen kostengünstigen oder möglicherweise kostenlosen landesweiten Mobilfunkdienst für seine Prime-Abonnenten in den USA.
Diese Nachricht sei "in ihren Auswirkungen auf die Mobilfunkmärkte eindeutig zu groß, um abgetan werden zu können", schrieb Analyst Usman Ghazi von der Berenberg Bank. Sie dürfte die Branche daher noch eine Weile bewegen. Er geht aber davon aus, dass letztlich die Rationalität siegt, denn die Mobilfunkbetreiber dürften "keinen Anreiz haben, Amazon billigen Netzzugang auf Vorleistungsebene anzubieten".
Während die Aktien von Amazon um 1,2 Prozent zulegten, büßten T-Mobile US 5,6 Prozent ein. Verizon verloren 3,2 Prozent und AT&T 3,8 Prozent. Die Papiere von Dish sprangen indes um 16,2 Prozent nach oben. Hier habe es erst kürzlich eine Bloomberg-Meldung gegeben, dass Dish in Gesprächen sei, um seine Mobilfunktarife auf der Amazon-Website im Rahmen einer nicht-exklusiven Vereinbarung zu verkaufen, schrieb Ghazi.
Außerdem machten 3M einen Sprung um 8,8 Prozent nach oben, und Dupont de Nemours gewannen 7,3 Prozent. Für Corteva ging es um 3,8 Prozent und für Chemours sogar um 24,1 Prozent nach oben. Zuvor hatten Neuigkeiten über Vergleichszahlungen rund um die Verschmutzung durch sogenannte Ewigkeitschemikalien die Runde gemacht.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat 3M einem milliardenschweren Vergleich mit US-Städten zugestimmt. Die anderen drei Unternehmen hatten solche Vergleiche offiziell bekannt gegeben. Analysten äußerten sich positiv. Die Einigung mache zuversichtlich, dass frühere Haftungsvereinbarungen nicht überschritten werden, hieß es etwa seitens der Credit Suisse zu DuPont und den zugehörigen Spin-offs Chemours und Corteva. Das verbleibende Risiko sei nun viel begrenzter.
Die Aktien von Lululemon sprangen nach starken Quartalszahlen und angehobenen Jahresziele des Sportbekleidungshändlers um 11,3 Prozent hoch. Zwischenergebnisse einer Krebsstudie, die auf der ASCO-Jahrestagung der US-Onkologen vorgelegt werden sollen, sorgten für ein Kursplus bei Biontech von 3,9 Prozent. Ein Antikörperkandidat gegen verschiedene solide Tumore habe "ermutigende Signale" bei einer bestimmten Form von Lungenkrebs gesendet, hieß es von den Mainzern.
Der Euro kostete zum Handelsschluss an der Wall Street 1,0706 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor in Frankfurt auf 1,0763 (Donnerstag: 1,0697) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9291 (0,9348) Euro. Am US-Rentenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,80 Prozent auf 113,81 Punkte. Die Rendite stieg im Gegenzug auf 3,7 Prozent./ck/stw
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx