NEW YORK (dpa-AFX) - Die Anleger an den US-Börsen haben vor der Veröffentlichung wichtiger Inflationsdaten doch noch kalte Füße bekommen. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Dienstag um 0,62 Prozent auf 30 981,33 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,92 Prozent auf 3818,80 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,97 Prozent auf 11 744,99 Punkte.

Damit weiteten die US-Börsen ihre zu Wochenbeginn erlittenen Verluste etwas aus. Nachdem sich die wichtigsten Aktienindizes zunächst stabilisiert hatten, nahm die Nervosität der Anleger in späten Handel zu und die Kurse gaben wieder nach. Die jüngsten Konjunktursorgen bleiben damit allgegenwärtig. Im Fokus stehen dabei die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs, die anhaltenden Lieferengpässe als Nachwirkungen der Corona-Pandemie und vor allem der Kampf der US-Notenbank Fed gegen die hohe Teuerung.

Bereits am Mittwoch werden neue Inflationsdaten veröffentlicht. Sollte die Teuerung überraschend hoch ausfallen, wird befürchtet, dass sich die Fed auf ihrer nächsten Sitzung mit einem großen Zinsschritt gegen den starken Preisanstieg stemmt und so die Wirtschaft abwürgen könnte. Höhere Zinsen verteuern Kredite sowie Investitionen und lassen alternative Anlagen wie Anleihen gegenüber Aktien in einem besseren Licht erscheinen.

Aktien von Fluggesellschaften trotzten derweil dem trüben Umfeld und zogen deutlich an. Für Erleichterung sorgte, dass American Airlines den Umsatz im zweiten Quartal trotz vieler Engpässe und Verspätungen wie geplant gesteigert hatte. Damit zogen die Papiere an der Spitze des S&P 500 um rund zehn Prozent an. Im Kielwasser dessen stiegen die Anteilsscheine von United Airlines um gut acht Prozent und die von Delta Air Lines um mehr als sechs Prozent.

An der Dow-Spitze profitierten die Papiere des Flugzeugbauers Boeing mit einem Plus von 7,4 Prozent von der guten Nachricht von American Airlines. Zudem hatte das Unternehmen im Juni deutlich mehr Flugzeuge ausgeliefert als im Vormonat. Boeing habe stark abgeschnitten, schrieb Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC. Die Zahlen spiegelten die verbesserten Aussichten für den Flugzeugtyp 737 Max wider.

Die Papiere von Gap aber fielen um rund fünf Prozent. Nach zweieinhalb Jahren hatte sich die Bekleidungskette von Chefin Sonia Syngel getrennt. Ihr war es nicht gelungen, das angeschlagene Unternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu steuern.

Unter den Technologiewerten zogen die Aktien von Peloton um fast vier Prozent an. Der Sportartikel-Spezialist lagert nun die komplette Geräteproduktion an seinen Auftragsfertiger in Taiwan aus. Peloton hatte zu Beginn der Pandemie stark von der Schließung von Fitnessstudios profitiert. Das Unternehmen interpretierte den Schub allerdings nicht als Sonderkonjunktur, sondern als Beginn einer Wachstums-Ära und investierte in den Ausbau der Kapazitäten bis hin zum Bau einer Fabrik in den USA. Das erwies sich als schwerwiegende Fehlkalkulation.

Der Euro war zwischenzeitlich erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten wieder genau 1 US-Dollar wert gewesen und notierte zuletzt bei 1,0034 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0042 (Montag: 1,0098) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9958 (0,9903) Euro. Gründe für die Schwäche des Euro sind die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und das eher zurückhaltende Vorgehen der EZB gegen die hohe Inflation.

Die Kurse von US-Staatsanleihen legten angesichts der Verluste am Aktienmarkt zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,22 Prozent auf 118,64 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 2,97 Prozent./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx