NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Mittwoch Verluste verbucht. Zum einen herrscht Nervosität vor dem erhofften Kompromiss im US-Schuldenstreit. Zum anderen flammten nach robusten Daten vom US-Arbeitsmarkt unter Börsianern erneut Sorgen über einen möglichen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die Inflation auf. Außerdem belasteten enttäuschende Konjunkturdaten aus China, da dort die Erholung der Wirtschaft ins Stocken geraten ist.
Der Dow Jones Industrial beendete den Handel mit einem moderaten Abschlag von 0,41 Prozent auf 32 908,27 Punkte, was für den Monat Mai jedoch einen Verlust von insgesamt 3,5 Prozent bedeutet. Der marktbreite S&P 500 verlor zur Wochenmitte 0,61 Prozent auf 4179,83 Zähler.
Für den Nasdaq 100 ging es um 0,70 Prozent auf 14 254,09 Punkte abwärts, womit der Mai für die Technologiebörse trotzdem ein starker Monat war. Das Plus beträgt 7,6 Prozent. Seit Jahresbeginn erholte sich der Index sogar um rund 30 Prozent und ist damit zurück auf dem Niveau vom April 2022. Zuletzt sorgte vor allem die Fantasie rund um künftige Chancen Künstlicher Intelligenz für Euphorie in der Branche, nachdem der Chipkonzern Nvidia in der vergangenen Woche einen beeindruckenden Ausblick gegeben hatte.
Konjunkturseitig zogen vor allem die Daten des US-Arbeitsministeriums aus dem Jolts-Bericht Aufmerksamkeit auf sich. So stieg die Zahl der offenen Stellen im April überraschend wieder über die Marke von 10 Millionen. Damit gibt es weiterhin keine Abkühlung am Arbeitsmarkt, was der Fed Spielraum für weitere Zinsanhebungen liefern dürfte. Das wiederum kommt bei Börsianern nicht gut an, da steigende Zinsen andere Anlageformen attraktiver machen können.
Mit Blick auf den Schuldenstreit nahm der Gesetzesentwurf zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit der Regierung inzwischen eine wichtige Hürde im Repräsentantenhaus. Die Abstimmung im US-Kongress an diesem Mittwoch steht aber noch aus.
"Es wird erwartet, dass der Gesetzesentwurf angenommen wird", sagte Marktanalyst Edward Moya vom Broker Oanda. Er befürchtet allerdings, dass sich das Schuldenabkommen letztlich als negativ für die US-Wirtschaft erweist, da begrenzte Ausgaben zusammen mit einer strafferen Geldpolitik der Fed gegen Jahresende in eine Rezession führen dürften. Zuletzt stagnierte die US-Wirtschaft, wie es im aktuellen Konjunkturbericht (Beige Book) der US-Notenbank heißt. Die Einschätzung der Fed lautet damit ähnlich wie Mitte April.
Mit Blick auf die Einzelwerte standen HP Inc und Hewlett Packard Enterprise mit ihren Quartalsberichten und Aussagen zum Ausblick im Fokus. Der Umsatz des PC- und Druckerherstellers HP brach deutlicher ein als befürchtet. Dies zeugt Börsianern zufolge von der schwachen Nachfrage im PC-Markt. Das Informationstechnikunternehmen Hewlett Packard Enterprise dagegen enttäuschte mit seinen Umsatzerwartungen, was dessen Aktien um 7,1 Prozent nach unten zog. Für HP ging es um 6,1 Prozent abwärts. Die Anteilsscheine des PC-Herstellers Dell wurden mit nach unten gezogen und büßten 5,3 Prozent ein. Dell selbst will am Donnerstag nach Börsenschluss seinen Quartalsbericht vorlegen.
Die Aktien von American Airlines legten hingegen um gut 1,1 Prozent zu. Die Fluggesellschaft überraschte positiv mit ihrer Prognose für den bereinigten Gewinn im zweiten Quartal.
Ein positiver Analystenkommentar der Deutschen Bank bescherte den Papieren des Autovermieters Avis Budget ein Plus von 2,8 Prozent. Die kurz- und mittelfristigen Erwartungen in Bezug auf die Preise für Mietwagen und den Wert der Nutzerfahrzeuge seien zu negativ, glaubt Analyst Chris Woronka. Er stufte die Aktien daher von "Hold" auf "Buy" hoch und hob das Kursziel auf 263 US-Dollar an.
Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,0687 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs in Frankfurt auf 1,0683 (Dienstag: 1,0744) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9361 (0,9308) Euro. Am US-Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,40 Prozent auf 113,61 Punkte. Die Rendite fiel im Gegenzug auf 3,637 Prozent./ck/stw
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx