NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Donnerstag ihre Vortagesverluste wettgemacht. Vor dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag schloss der Dow Jones Industrial sogar erstmals in seiner rund 140-jährigen Geschichte über 38 500 Punkten. Der Schreck über wohl auch im März noch unverändert hohe Leitzinsen wurde erst einmal verdaut. Die Gewinne an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen wurden zum einen von wieder stark laufenden Technologie-Aktien beflügelt.
Dabei wurde mit Spannung auf die nachbörslich erwarteten Quartalsberichte weiterer Tech-Giganten wie Apple , Amazon und Meta gewartet. Zum anderen gab ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zu fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung ziviler Geiseln Auftrieb. Daraufhin sanken vor allem die Ölpreise kräftig, die seit den Auseinandersetzungen deutlich gestiegen waren.
Der Dow beendete den Handel mit einem Plus von 0,97 Prozent auf 38 519,84 Punkte. Der bekannteste Wall-Street-Index, der am Vortag seine Rekordrally zeitweise fortgesetzt hatte, war nach den Zinsaussagen der US-Notenbank am Mittwoch deutlich ins Minus abgerutscht. Fed-Präsident Jerome Powell hatte eine Zinssenkung bereits im März "unwahrscheinlich" genannt und damit Hoffnungen auf schnelle geldpolitische Wende gedämpft. Ökonomen glauben aber weiterhin, dass es sich nur noch um die Frage handelt, wann die Fed in diesem Jahr die Zinsen senkt und nicht mehr, ob sie es tun wird.
Der S&P 500 erholte sich am Donnerstag um 1,25 Prozent auf 4906,19 Punkte. An der technologielastigen Nasdaq-Börse legte der Auswahlindex Nasdaq 100 um 1,21 Prozent auf 17 344,71 Zähler zu. Hier waren die Gewinnmitnahmen zur Wochenmitte noch ausgeprägter gewesen als unter den Standardwerten.
Bevor die Blicke der Anleger sich auf Apple , Amazon und Meta richteten, deren Aktien bis Handelsschluss um 1,3 bis 2,6 Prozent stiegen, galt die Aufmerksamkeit zahlreichen anderen Unternehmen und deren Quartalsberichten. Auch ein Börsengang stand im Fokus.
Im Dow büßten Honeywell 2,5 Prozent ein, nachdem der Mischkonzern mit seinem Umsatzziel für 2024 die Erwartungen enttäuscht hatte. Spitzenreiter waren die Aktien von Merck & Co mit plus 4,6 Prozent. Der Pharmakonzern überraschte mit seinen Kennziffern für Umsatz und Überschuss, obwohl hohe Forschungsausgaben die Gewinne deutlich belastet hatten.
Im Nasdaq-100-Index gaben Qualcomm am Ende des Kurszettels um 5,0 Prozent nach. Zwar schnitt der Chipkonzern im Auftaktquartal 2024/25 auf den ersten Blick gut ab und stellte eine Erholung des zuletzt schwächelnden Smartphone-Marktes in Aussicht. Laut der US-Bank Citigroup ist der Ausblick aber nicht überzeugend. Christopher Danely revidierte seine erst im Januar ausgesprochene Kaufempfehlung und schrieb: Er gehe nicht mehr davon aus, dass Qualcomm bei Samsung -Produkten Zulieferanteile gewinnen werde.
Ebenfalls aus dem Chip-Bereich gab Wolfspeed Zahlen bekannt. Hier wurde auch auf einen enttäuschenden Ausblick verwiesen. Analysten sehen das Industrie- und Energiegeschäft als Belastungsfaktor. Die Aktie gab um 13,6 Prozent nach.
Um 5,6 Prozent ging es für die Papiere von Plug Power nach oben. Sie wurden von einer Kaufempfehlung des Analysehauses Roth MKM angetrieben. Erfreulich sei die Zuversicht des Wasserstoff-Unternehmens, die Produktion in einem neuen Werk im US-Bundesstaat Georgia hochfahren zu können, hieß es zur Begründung.
Die Anteile der Regionalbank New York Community Bancorp , die tags zuvor mit einem Verlust im Schlussviertel 2023 geschockt hatten, sackten weiter ab. Nach einem Kursverlust am Mittwoch von knapp 38 Prozent, büßten sie nun 7,4 Prozent ein.
Im Fokus am Markt stand zudem der Börsengang von Amer Sports , dem größten seit dem IPO von Birkenstock im vergangenen Jahr. Die Aktien des Herstellers von Wilson-Tennisschlägern und Salomon-Skischuhen beendeten den Tag bei 13,40 Dollar. Tags zuvor war der Ausgabepreis je Aktie kräftig auf 13,00 Dollar gesenkt worden. Die Angebotsspanne hatte bei 16 bis 18 Dollar gelegen. Während der Birkenstock-Börsengang einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar hatte, bescherte der frühe Handel Amer Sports einen Börsenwert von rund 6,2 Milliarden Dollar. Dass die Aktien auf nicht allzu große Begeisterung unter den Anlegern stießen, wurde am Markt mit der starken Abhängigkeit von China begründet. Dort ist Hauptaktionär Anta Sports beheimatet.
Der Euro legte zu und kostete zuletzt 1,0872 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor in Frankfurt auf 1,0814 (Mittwoch: 1,0837) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9247 (0,9227) Euro.
Am US-Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) um 0,42 Prozent auf 112,80 Punkte. Die Rendite fiel im Gegenzug auf 3,88 Prozent./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx