NEW YORK (dpa-AFX) - Die Anleger an den US-Börsen gehen am Donnerstag defensiver vor. Weder das wieder durch die Pipeline Nord Stream 1 fließende russische Gas noch eine deutliche Zinsanhebung der EZB gaben dem New Yorker Handel positive Impulse, die auch nicht von generell durchwachsenen Unternehmenszahlen kamen. An der technologielastigen Nasdaq-Börse war die Tendenz wie schon am Vortag etwas robuster infolge guter Tesla -Zahlen.

Der Dow Jones Industrial fiel zuletzt um 0,83 Prozent auf 31 609,56 Punkte, während der marktbreite S&P 500 um 0,41 Prozent auf 3943,61 Zähler nachgab. Der Nasdaq 100 schlug sich mit einem Abschlag von 0,24 Prozent auf 12 410,33 Punkte im Vergleich besser. Zeitweise auch schon im Plus stehend, war er der einzige der drei Indizes, der sein am Vortag erreichtes Sechswochenhoch nochmals leicht überbieten konnte.

Die Risikobereitschaft der Anleger wurde infolge der Nachrichten nicht größer, dies äußerte sich unter anderem auch in wieder anziehenden US-Anleihen. Am Markt hieß es, Investoren wägten weiter ab, welche Auswirkungen die neuesten Nachrichten auf das Wachstum und die Stabilität der Märkte haben werden. Im Kern der Debatte steht die Frage, ob die Aktienmärkte ihr Tief vorerst schon erreicht haben oder nicht.

"Die EZB hat getan, was sie tun musste - sie hatte keine guten Optionen", sagte James Athey, Investmentleiter bei ABRDN. Seiner Einschätzung nach wäre es der schlimmste Fehler, wenn es die Währungshüter aus der Eurozone zuließen, dass die Inflation aus den Fugen gerate. Es sei die Kehrseite, dass rasante Zinserhöhungen, wie es sie nun auch in der Eurozone gebe, dem Wachstum schadeten. Unter diesen Umständen seien Aktien vorerst keine großartige Investition.

Die Papiere von Tesla gewannen 5,9 Prozent und wendeten sich damit gegen die generelle Marktschwäche. Im zweite Quartal hatte der Elektroautobauer auch dank Preiserhöhungen trotz Corona-Lockdowns in China und Lieferketten-Problemen den Quartalsgewinn nahezu verdoppelt, womit er die Analystenschätzungen übertraf. Das Unternehmen rechnet nun mit einer "rekordbrechenden" zweiten Jahreshälfte.

Sonst gab es aber kursmäßig wenig positives zu berichten. Ölkonzerne wie Chevron mit einem Abschlag von 2,4 Prozent litten unter fallenden Ölpreisen und die Berichtsunternehmen aus dem Dow versammelten sich am Ende des Leitindex. Dazu zählten der Schadenversicherer Travelers und der Chemiekonzern Dow mit Kursverlusten von 3,7 respektive 4,2 Prozent. Beide verzeichneten rückläufige Quartalsgewinne.

Richtig düster wurde es für die Anleger von AT&T , die nach Zahlen einen Kursrutsch um 8,9 Prozent hinnehmen mussten. Dafür verantwortlich gemacht wurde ein gekürztes Free-Cashflow-Ziel, weil vermehrt Kunden ihre Telefonrechnungen nicht begleichen. Die Schwäche erstreckte sich auf die ganze Branche, wie Kursverluste bei Verizon und T-Mobile US von bis zu 3,2 Prozent zeigten.

Ähnliche Bewegungen gab es für die Aktionäre von Fluggesellschaften: Nach den jüngsten Kursgewinnen, die es generell in der Reisebranche gegeben hatte, sackten die Titel von United Airlines und American Airlines jeweils um etwa neun Prozent ab. United schrieb zwar nach einer langen Verluststrecke im zweiten Quartal wieder schwarze Zahlen, Analysten hatten aber mit besseren Zahlen gerechnet. Auch American Airlines konnte mit seinen Resultaten nicht überzeugen.

Im Nebenwertebereich gab es aber auch noch zwei positive Werte mit Zahlen: Danaher zogen um neun Prozent an und Philip Morris um 5,5 Prozent. In beiden Fällen hieß es, das zweite Quartal habe die Erwartungen übertroffen. Beim Tabakkonzern wurde auch auf einen robusten Ausblick auf das dritte Jahresviertel verwiesen./tih/he

Quelle: dpa-Afx