BONN (dpa-AFX) - Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil bleibt rezeptpflichtig. Ein Expertengremium der Arzneimittelbehörde BfArM in Bonn empfahl am Dienstag, die Verschreibungspflicht für den Wirkstoff beizubehalten. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte die Empfehlung auf seiner Internetseite. Dort heißt es: "Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht empfiehlt einstimmig, den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht für Sildenafil 50 mg zur oralen Anwendung abzulehnen."
Zuvor hatten Experten auf Vorteile, aber auch Risiken einer Freigabe für den Wirkstoff hingewiesen. Prof. Frank Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, meinte, dass bei einer Freigabe dem Schwarzmarkt im Internet der Boden entzogen würde. Er verwies auf eine Studie vor einigen Jahren, "da haben wir 22 Produkte, die man im Internet frei bestellen kann, untersucht und festgestellt, dass bei über 80 Prozent nicht das drin war, was angegeben war".
Der Mediziner sah auch einige Nachteile, falls Sildenafil rezeptfrei werden würde. Eine Erektionsstörung sei, wenn sie gefäßbedingt ist, Vorbote eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, sagte er. "Wir erkennen das bei der Untersuchung der Blutgefäße ungefähr acht Jahre vorher. Und da hat man dann eben noch Zeit, entsprechend gegenzusteuern." Ein weiteres Risiko: Der Patient hat möglicherweise keinen Überblick darüber, welche Medikamente mit Sildenafil nicht verträglich sind.
Der Urologe Prof. Christian Wülfing meinte: "Ohne Rezeptpflicht geht die ärztliche Kontrolle gänzlich verloren". Die erektile Dysfunktion sei in den meisten Fällen Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung, sagte der Chefarzt der Urologie an der Asklepios Klinik in Hamburg. Durch ein Ende der Rezeptpflicht würden auch die Kontrolltermine nach der Einnahme wegfallen./uho/DP/he
Quelle: dpa-Afx