KASSEL/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Einleitung von Salzabwässern in Werra und Weser durch den Kasseler Düngemittelkonzern K+S
"Mit der Bewirtschaftungsplanung werden erste Schritte in die richtige Richtung gegangen. Allerdings ist bislang hinsichtlich der Salzbelastung nahezu noch nichts erreicht", erklärte Norgall. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet die Nationalstaaten dazu, den "guten ökologischen Zustand" von Fließgewässern bis Ende 2027 wiederherzustellen. Der Bewirtschaftungsplan Salz 2021 bis 2027 der Flussgebietsgemeinschaft Weser (FGG) schreibt dazu eine Verringerung der Salzeinleitung in Werra und Weser fest.
Bisher sieht er laut Norgall vor, dass Produktionsabwässer von 1,7 Millionen Kubikmeter im Jahr vollständig im früheren Kalibergwerk Springen (Thüringen) eingestapelt würden. Dabei wird das Salzwasser in nicht mehr genutzte Hohlräume eines Bergwerkes unter Tage eingebracht. Da dies bislang nicht genehmigt sei, bleibe unklar, ob und wann die Prozessabwässer nicht mehr in die Werra eingeleitet würden. "Wir sind natürlich froh über den rechtlichen Rahmen. Dessen Ziele zu erreichen, ist aus unserer Sicht für das Unternehmen aber noch extrem schwierig", so Norgall.
K+S zeigt sich zuversichtlich. Die Produktion des Konzerns ist stark auf die Entsorgungsmöglichkeiten für salzhaltige Abwässer angewiesen. Zu dem Verbundwerk Werra mit insgesamt rund 4400 Beschäftigten gehören neben den drei Fabrikstandorten Hattorf in Philippsthal und Wintershall in Heringen (beide Landkreis Hersfeld-Rotenburg) sowie Unterbreizbach (Wartburgkreis) auch die beiden Gruben Hattorf-Wintershall und Unterbreizbach. Insgesamt rund 20 Millionen Tonnen Rohsalz fördert das Verbundwerk pro Jahr, aus denen 3,4 Millionen Tonnen Produkte hergestellt werden, darunter Kalidünger und Düngemittel-Spezialitäten, Produkte für die chemische Industrie und Pharmazie sowie für die Herstellung von Lebensmitteln und Tiernahrung.
Die Einleitung salzhaltiger Abwässer aus dem Werk Werra werde schrittweise reduziert, erklärte ein Konzernsprecher. "2022 war das Jahr mit der geringsten Einleitung in die Werra seit dem Jahr 2000." Im Jahr 2022 seien rund 3 Millionen Kubikmeter Salzabwasser in die Werra eingeleitet worden, im Jahr 2000 noch 6,7 Millionen Kubikmeter und 2007 sogar noch 8,5 Millionen Kubikmeter.
"Die Gründe für die stark gesunkene Einleitmenge liegen insbesondere in der Umsetzung umfangreicher Maßnahmenpakete in den vergangenen Jahren und den dadurch erreichten Salzabwassereinsparungen sowie den abgesenkten Grenzwerten." Ab 2028 sollten keine Produktionsabwässer mehr in die Werra eingeleitet werden, sondern lediglich das geringer konzentrierte Haldenwasser.
Bis 2030 wolle K+S das Salzabwasseraufkommen um 500 000 Kubikmeter pro Jahr im Vergleich zu 2017 reduzieren. Ab 2030 sollten nur noch 2,2 Millionen Kubikmeter Prozesswasser pro Jahr entsorgt werden müssen. "Dieses Ziel wird mit der Umsetzung des Projektes Werra 2060 und der damit verbundenen Einsparung von Prozesswässern nach heutiger Einschätzung deutlich früher erreicht und deutlich übertroffen", so der Sprecher.
Im Rahmen dieses Projektes will K+S im thüringischen Unterbreizbach und am hessischen Standort Wintershall in der Kaliproduktion auf ein trockenes Aufbereitungsverfahren umstellen. So soll die Menge an Prozesswässern mehr als halbiert werden. Die verbleibenden Wässer sollen standortfern entsorgt oder dauerhaft unter Tage gespeichert werden.
Der BUND kritisiert die Pläne als zu vage. Die Ankündigungen seien unbestimmt, und es fehle die Aussage zur Zukunft der salzhaltigen Prozessabwässer. "Wir können diese Kritik nicht nachvollziehen", erklärte der K+S-Sprecher. Der Konzern werde in den kommenden Jahren rund 600 Millionen Euro in die Umstellung auf das trockene Aufbereitungsverfahren investieren. "Der CO2-Ausstoß wird dadurch ebenso halbiert wie die Menge der produktionsbedingten Salzwässer des Werks Werra, die ab 2028 nicht mehr in die Werra eingeleitet werden."
Außerdem könne durch den Einsatz eines neuen Gewinnungsverfahrens unter Tage das Wachstum der Halde Wintershall ab 2028 um voraussichtlich rund 90 Prozent reduziert werden. Dann werde die für Anfang der 2030er-Jahre angedachte Haldenerweiterung nicht mehr erforderlich sein.
Zudem minimiere die Abdeckung der beiden Halden, die im vergangenen Jahr auf dem Haldentop Hattorf begonnen worden sei und in diesem Jahr in Wintershall anlaufen werde, den Anfall von salzhaltigen Haldenwässern. "All das sind sehr konkrete Verbesserungen für die Umwelt und zeigt, wie sehr sich K+S dafür engagiert, Vorreiter eines umweltschonenden Bergbaus zu sein", erklärte der Sprecher.
Mit der Haldenabdeckung sollen die durch Niederschläge auf die Halde anfallenden Haldenwässer verringert und so die Umwelt geschont werden. Doch auch da ist der BUND skeptisch. "Die Abdeckung sorgt nicht für eine Reduktion der Abwässer, sondern kompensiert lediglich die zusätzlichen Abwässer, die durch die genehmigten Erweiterungen der Halden anfallen", so Norgall./nis/DP/zb
Quelle: dpa-Afx