ESSEN (dpa-AFX) - Dem Traditionskonzern Thyssenkrupp
Nach dem milliardenschweren Verkauf der Aufzugsparte könnte sich der Ruhrgebietskonzern damit auch von seinen Wurzeln trennen. Auch die indische Tata-Gruppe sowie der schwedische SSAB-Konzern gehörten zu den Interessenten, hieß es in dem Spiegel-Bericht. Thyssenkrupp wollte die Informationen am Freitagmorgen nicht kommentieren.
Die Aktie legte am Freitag zu Handelsbeginn sprunghaft um 23 Prozent zu. Nach einer grauenvollen Aktienkursentwicklung von Thyssenkrupp, die das Chaos in dem Konzern widerspiegele, berge der Bericht über den Verkauf der Stahlsparte hohes Potenzial, erklärte ein Händler. Ein Verkauf würde de facto bedeuten, dass sich Thyssenkrupp aufspalte, da bereits das Aufzuggeschäft veräußert sei und auch andere Bereiche noch zum Verkauf stünden.
Die Aktie war zuletzt wegen der Sorgen um die Stahlsparte erneut unter Druck geraten. So hatte die IG Metall vor einigen Tagen einen Einstieg des Staates in die Stahlsparte des Essener Konzerns als Rettungsmaßnahme gefordert. Aus der Politik waren aber ablehnende Signale gekommen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte erklärt, staatliche Beteiligungen an Thyssenkrupp stünden "derzeit nicht auf der Tagesordnung"
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat bislang offen gelassen, wie sie die Probleme des Unternehmens im Stahlbereich lösen will, ob zum Beispiel durch eine Fusion mit einem Partner, einen Teil- oder einen Komplettverkauf. Mitte Mai hatte sie gesagt, dass es dabei keine "Denkverbote" gebe. Der Konzern hatte bereits einmal versucht, sein Stahlgeschäft mit Tata Steel Europe zusammenzulegen, war aber an der europäischen Kartellbehörde gescheitert.
Ende Juli hatten die Essener die Aufzugsparte für gut 17 Milliarden Euro an Finanzinvestoren verkauft und sich finanziell damit Luft verschafft. Thyssenkrupp braucht seit Jahren Geld, um den Konzernumbau zu stemmen und die Schulden zu senken. Die Corona-Krise macht den Essenern bei den ursprünglichen Plänen jedoch einen Strich durch die Rechnung, in diesem Geschäftsjahr erwarten sie einen Milliardenverlust.
Verantwortlich ist dafür vor allem das derzeit schwach laufende Stahlgeschäft, für das der Konzern allein einen Fehlbetrag von bis zu gut einer Milliarde Euro erwartet. Besonders schmerzhaft hat Deutschlands größter Stahlhersteller in der Corona-Krise seine große Abhängigkeit von der Autoindustrie zu spüren bekommen. Mehr als andere Stahlkocher beliefert der Branchenführer die Autohersteller./nas/men/stk/jha/
Quelle: dpa-Afx