SUNNYVALE/STUTTGART (dpa-AFX) - Natürlich war es kein Zufall, dass der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz
Mercedes-Benz: Mitte des Jahrzehnts will der Autobauer mit dem Stern MB.OS einführen - gemeinsam mit der neuen Fahrzeug-Plattform MMA. Das Unternehmen habe sich dazu entschieden, "Architekt des eigenen Betriebssystems" zu sein, sagte Vorstandschef Ola Källenius. Software sei eine Kernkompetenz für einen Autobauer. "Jetzt müssen wir liefern", sagte Källenius.
MB.OS werde vom Unternehmen selbst entwickelt, um die volle Kontrolle über die Kundenbeziehungen zu behalten sowie den Datenschutz zu gewährleisten. Es habe Zugriff auf sämtliche Bereiche des Fahrzeugs: Infotainment (Unterhaltung und Information), Fahrzeug- und Komfortfunktionen, Fahren und Laden sowie automatisiertes Fahren. Das Betriebssystem entkoppele Hardware von Software und ermögliche schnellere Innovationszyklen und erhöhe - mit einer Verbindung über die Cloud - die Flexibilität und Geschwindigkeit von Updates.
Das Unternehmen setzt bei der Autosoftware auf interne Expertise, aber auch auf ausgewählte Partner. So solle künftig zum Beispiel die App der Video-Plattform YouTube in den Autos verfügbar sein. Anwendungen der Videokonferenzdienste Webex und Zoom
Bis Ende des Jahrzehnts sollen die Umsätze mit Software auf einen hohen einstelligen Milliarden-Euro-Betrag wachsen. Bereits 2022 hätten die software-basierten Umsätze über einer Milliarde Euro gelegen. 2025 soll mit den digitalen Diensten eine Milliarde Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet werden. Nach eigenen Angaben steckt Mercedes pro Jahr ein bis zwei Milliarden Euro in die Entwicklung. Mitte des Jahrzehnts sollen die Ausgaben für Software dann 25 Prozent des Budgets für Forschung und Entwicklung ausmachen.
Volkswagen
Entstehen soll ein "Software-Rückgrat für alle Konzernfahrzeuge", auch um unabhängiger von Google
Doch das Thema erwies sich bei VW als deutlich komplexer als zunächst angenommen. Seit gut zwei Jahren ist von einem Lernprozess die Rede: Es brauche eben einige Zeit, bis die Entwicklung richtig Fahrt aufnehmen könne. Das Fernziel eines über sämtliche Ausstattungsstufen "skalierbaren" Betriebssystems (VW.OS) für alle Pkw aus dem größten europäischen Autokonzern ist jedenfalls noch lange nicht erreicht.
Der 2022 abgetretene Vorstandschef Herbert Diess hatte eine Plattform für volldigitalisierte E-Fahrzeuge mit VW.OS ab 2026 angepeilt. Weil es jedoch Verzögerungen gab, wuchs der Unmut - insbesondere bei den Töchtern Porsche und Audi, die erklärten, Oberklasse-Kunden sollten nicht allzu lange auf neue Funktionen warten müssen. Abstimmungs- und Entwicklungsprobleme bei Cariad hatten Modelleinführungen verschoben. Diess' Nachfolger Oliver Blume entzerrte die Software-Strategie. Damit wackelt aber auch der Zeitplan des VW-Kernprojekts Trinity, das ab 2026 als wichtigstes Modell in einem neuen Werk starten sollte.
BMW
2025 will BMW eine neue, auf Elektroantriebe ausgerichtete und softwaredefinierte Fahrzeuggeneration auf den Markt bringen: die sogenannte Neue Klasse. Einen Ausblick gab der Autobauer mit dem Visionsfahrzeug BMW i Vision Dee ("Digital Emotional Experience").
Zipse sagte, der Wagen zeige, "was möglich ist, wenn Hardware und Software verschmelzen". Das Head-up-Display projiziere Informationen über die gesamte Breite der Windschutzscheibe. Und das Auto passe sich den Gewohnheiten des Fahrers an - öffne etwa bei Annäherung automatisch die Tür, schlage Navigationsziele vor und stelle Informationen, Nachrichten, Kalendereinträge oder Social-Media-Posts zur Verfügung. Sogar die Wagenfarbe lasse sich digital ändern./rwi/DP/zb
Quelle: dpa-Afx