PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Fluggesellschaft Air France-KLM
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Für die Aktie von Air France-KLM ging es am Freitagmorgen zeitweise um rund sechs Prozent abwärts. Um die Mittagszeit lag der Kurs noch mit gut einem Prozent im Minus. Seit dem Jahreswechsel hat die das Papier aufgrund des Geschäftseinbruchs mehr als 70 Prozent an Wert eingebüßt.
Die Konzernführung um Air-France-KLM-Chef Benjamin Smith kann nach eigener Darstellung derzeit kaum einschätzen, wie sich die Nachfrage nach Flugtickets weiter entwickelt. Die Menschen buchten inzwischen viel kurzfristiger als früher, hinzu kämen die wechselnden coronabedingten Reisebeschränkungen. Der Lockdown in Frankreich, der an diesem Freitag begonnen hat, mache das Geschäft des Konzerns noch schwieriger.
Andere Airline-Konzerne wie die Lufthansa
Im dritten Quartal hatte sich der Passagierverkehr nach dem weitgehenden Flugstopp im Frühjahr zunächst erholt, bevor viele Regierungen ab Mitte August auf die wieder steigenden Infektionszahlen reagierten und schrittweise Reisebeschränkungen verhängten.
So beförderte Air France-KLM im sonst so wichtigen Sommerquartal bis Ende September fast 70 Prozent weniger Passagiere als ein Jahr zuvor. Der Umsatz sackte um zwei Drittel auf 2,5 Milliarden Euro nach unten. Der operative Verlust belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor ein Plus von 909 Millionen Euro gestanden hatte.
Die Abfindungen für tausende Piloten, Flugbegleiter und Bodenmitarbeiter, die wegen der Branchenkrise ihre Jobs verlieren, zogen das Nettoergebnis zusätzlich in den Keller. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,7 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten summiert sich das Minus damit auf 6,1 Milliarden Euro.
Den Airlines des IAG-Konzerns erging es nicht besser. Im dritten Quartal stand dort unter dem Strich ein Quartalsverlust von 1,8 Milliarden Euro. Nach den ersten neun Monaten summiert sich das Minus auf nahezu 5,6 Milliarden Euro. Neben dem herben Geschäftseinbruch zogen zuletzt auch die Kosten des Stellenabbaus bei British Airways und Aer Lingus das Ergebnis nach unten.
Wie seit vergangener Woche bekannt, hatte IAG das Flugangebot im dritten Quartal um fast 79 Prozent zurückgefahren. Gerade auf der Langstrecke ging wegen der weltweiten Reisebeschränkungen kaum noch etwas. Die Nachfrage brach sogar um 88 Prozent ein. Dadurch blieb mehr als jeder zweite Sitz in den Maschinen leer. Der Umsatz des Konzerns brach in diesem Zuge um 83 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein.
Der neue IAG-Chef Luis Gallego forderte die Regierungen auf, Testregeln für Fluggäste einzuführen. Passagiere sollten vor dem Abflug getestet werden und die Chance haben, sich mit einem weiteren Negativtest nach der Ankunft von einer vorgeschriebenen Quarantäne zu befreien. Dann könnten Fluggesellschaften wieder mehr Verbindungen anbieten, und die Menschen könnten wieder Vertrauen in das Reisen gewinnen. Außerdem würde dies die Wirtschaft ankurbeln. Gallego hatte den Führungsposten mitten in der Corona-Krise vom langjährigen IAG-Chef Willie Walsh übernommen.
Die IAG-Aktie lag um die Mittagszeit dennoch mit 2,74 Prozent im Plus. Mit einem Kursverlust von 85 Prozent seit dem Jahreswechsel hat die Corona-Krise die IAG-Aktionäre allerdings noch heftiger erwischt als die Anteilseigner der teilstaatlichen Air France-KLM.
Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Während die deutsche Bundesregierung die Lufthansa mit einer milliardenschweren Finanzspritze vor der Insolvenz rettete, bewahrten Frankreich und die Niederlande Air France und KLM mit Krediten in Milliardenhöhe vor dem Aus. IAG profitierte vom britischen Corona-Kreditprogramm, konnte sich aber auch 2,7 Milliarden Euro an frischem Kapital von Anlegern besorgen. Wie lange das Geld reicht, hängt von weiteren Kostensenkungen und vor allem dem weiteren Verlauf der Pandemie ab.
Infolge der Krise stehen zigtausende Beschäftigte vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. So sollen bei KLM noch in diesem Jahr insgesamt 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Air France streicht bis Ende 2022 rund 8500 Stellen, davon 4000 schon im laufenden Jahr./stw/eas/fba
Quelle: dpa-Afx