FRANKFURT (dpa-AFX) - Alexander wer? Mit der Nominierung von Alexander (Alex) Wynaendts als künftigem Aufsichtsratschef überraschte die Deutsche Bank
Die Deutsche Bank hatte die Auswahl damit begründet, dass Wynaendts "über umfassende Expertise und jahrzehntelange Erfahrung im Finanzsektor weltweit" verfüge. Wynaendts begann seine Laufbahn bei ABN Amro, wo er 1984 bis 1997 im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie im Investmentbanking in Amsterdam und London tätig war. Anschließend wechselte er zum niederländischen Versicherungskonzern Aegon
Während seiner Amtszeit baute Wynaendts den Versicherungskonzern um und trieb das Digitalgeschäft voran. "Ich habe mich schon immer sehr für Technik interessiert", sagte der Niederländer in einer Videobotschaft an die Aktionärinnen und Aktionäre am Donnerstag und verwies auf sein Elektrotechnik-Studium in Paris.
Erfahrungen in den Kontrollgremien internationaler Konzerne sammelt beziehungsweise sammelte der Niederländer unter anderem beim Fahrdienst Uber
Den Posten bei der Citigroup habe er für seine neue Aufgabe bei der Deutschen Bank gerne aufgegeben, versicherte Wynaendts den Anteilseignern des Frankfurter Dax
Uneingeschränkt positiv wurde die Nominierung des Niederländers nicht aufgenommen. Schon im November monierte die Fondsgesellschaft Union Investment, aus Wynaendts' bisherigen beruflichen Stationen sei "nicht erkennbar, dass er mit der deutschen Corporate Governance vertraut ist". Kurz vor der Hauptversammlung kündigte Fondsmanagerin Alexandra Annecke dann im "Handelsblatt" an, Union Investment werde sich bei dem Aktionärstreffen gegen die Wahl von Wynaendts als Nachfolger von Aufsichtsratschef Achleitner aussprechen: "Der Grund dafür ist Ämterhäufung, er hat aus unserer Sicht zu viele Mandate."
Der verheiratete Vater zweier Kinder ist viel herumgekommen: Moskau, Beirut, Brüssel sind nur einige der Stationen, an denen sich der Sohn eines Diplomaten mit Eltern und Geschwistern in jungen Jahren einleben musste.
Gerne zitiert wird eine frühere Aussage von Wynaendts aus einem Interview 2010. Gefragt, warum er nicht Diplomat geworden sei wie sein Vater, antwortete Wynaendts: "Ich bin ein echter Beta." Diplomatie sei "etwas für Alphas".
Sieht sich der designierte Aufsichtsratschef des größten deutschen Geldhauses also als Mann aus der zweiten Reihe? Im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" klärte Wynaendts kürzlich auf, was es mit den Begrifflichkeiten auf sich hat: In den Niederlanden nennt man demnach Menschen "Alphas", die sprachlich begabt sind. Wer eher mathematische Fähigkeiten hat, werde als "Beta" bezeichnet. Ihr Vater sei ein "Mathe-Boy", sagte Wynaendts' Tochter der "Zeit" zufolge kürzlich einer niederländischen Zeitung - also vielleicht doch ganz gute Voraussetzungen für den Job bei der Deutschen Bank./ben/DP/ngu
Quelle: dpa-Afx