HANNOVER (dpa-AFX) - Die Hannover Messe wird sich in der kommenden Woche auch mit den Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg und den Folgen der Inflation für den "grünen" Umbau der Industrie beschäftigen. "Der Angriffskrieg hat dazu geführt, dass Lieferketten unterbrochen sind und Energiepreise steigen", sagte Messechef Jochen Köckler bei der Programmvorstellung am Dienstag. "Gleichzeitig merken wir, dass der Klimawandel tatsächlich da ist - ein Spannungsfeld, das es so noch nicht gegeben hat." Bei Expertenrunden und wirtschaftspolitischen Gesprächen am Rande der Messe werde es daher darum gehen, wie sich die Sicherheit der nötigen Versorgung mit Energie und Rohstoffen und die Verbreitung von CO2-Reduktionstechniken ausbalancieren lassen.
Die Organisatoren erwarten rund 2500 Aussteller auf dem Gelände in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Darunter sind Industriegrößen wie Bosch oder Siemens
2020 hatte die Hannover Messe coronabedingt ausfallen müssen, 2021 hatte es nur eine verkleinerte Version mit Digitalformaten gegeben. Zur Eröffnung am Sonntagabend werden nun Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der Premier des Partnerlands Portugal, António Costa, erwartet. Veranstaltungen laufen bis einschließlich Donnerstag (2. Juni).
Die Deutsche Messe AG hält intensive Diskussionen über den weiteren Umgang mit den Großthemen Digitalisierung und kohlenstoffarmes Wirtschaften für besonders angebracht, gerade vor dem Hintergrund der Energiesicherheit und mittelfristig angestrebten Unabhängigkeit von russischen Lieferungen. "Nur hier wird das Zusammenspiel der Erzeuger von Energie und effizienter Produktionssteuerung über Digitalisierung gezeigt", sagte Köckler. "Und kein anderer als die Industrie wird die Lösungen dafür liefern, dass wir durch dieses Spannungsfeld kommen."
Das begleitende Konferenzprogramm umfasst rund 600 Teilnehmer auf sieben verschiedenen Bühnen. Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) kommt voraussichtlich am Dienstag nach Hannover.
Parallel dazu soll es weiterhin auch Online-Übertragungen geben - zum Beispiel für das Messepublikum in Asien, von wo aus die Anreise nach erneuten Corona-Ausbrüchen derzeit nicht überall möglich ist. Generell gelte jedoch, so Köckler: "Wir sehnen das wirklich herbei, dass die Hannover Messe wieder in Präsenz stattfinden kann."
Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork meinte zu den verschiedenen Krisen: "Wir müssen jetzt den Rücken durchdrücken und uns dieser Herausforderung stellen. Der Abgesang auf die Globalisierung ist völlig ungerechtfertigt." Maschinenbau, Elektrotechnik und digitale Technologien seien "großen Hebel", um Probleme wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und demografischen Wandel effektiv anzugehen.
Der Manager warnte jedoch: "Voraussetzung ist, dass wir genügend Grünstrom haben." Deutschland tue sich noch schwer damit, erneuerbare Quellen in großer Zahl zu erschließen. Und man müsse grundsätzlich offen für verschiedene Technologien sein. "Wenn wir das nicht tun, bleiben wir irgendwo im Treibsand der Energiewende stecken."/jap/DP/mis
Quelle: dpa-Afx