BERLIN (dpa-AFX) - Das journalistische News-Portal "t-online" erreicht seit der Übernahme durch den Außenwerber Ströer
Ströer erwarb 2015 "t-online" und erzielt nach eigenen Angaben damit einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro im Jahr. Schmitz sagte: "Wir verdienen Geld mit Werbung. Wir sind profitabel." Das Portal hat eine hohe Reichweite im Netz, es gab kürzlich einen Relaunch der Webseite. Eine Bezahlschranke für Inhalte, die inzwischen viele Zeitungen und Zeitschriften auf ihren Internetseiten etabliert haben, favorisiert "t-online" nicht. Hauptkonkurrent, was die Anzahl der Visits angeht, ist für das Portal die Springer-Marke "bild.de".
Das News-Portal hält sich derzeit eine Rückkehr des umstrittenen Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder als Gastautor offen. "t-online"-Chefredakteur Florian Harms sagte: "Beiträge von ihm für alle Zeit kategorisch auszuschließen, wäre journalistisch nicht klug. Die Weltlage ist dynamisch, wer weiß, was noch geschieht oder ob er seine Position doch noch überdenkt?" Harms betonte zugleich: "Unter den derzeitigen Gegebenheiten veröffentlichen wir aber keine Beiträge von ihm gegenwärtig."
Im Frühjahr 2021 begann Schröder als Gastautor für "t-online" und verfasste den Angaben zufolge sechs Beiträge. Er ist derzeit selbst in der eigenen Partei SPD heftig umstritten, man fordert von Schröder eine deutliche Distanzierung von Wladimir Putin inmitten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Die Frage, ob er es als Fehler bezeichnen würde, Schröder engagiert zu haben, verneinte Harms, der früher zeitweise Chefredakteur von "Spiegel Online" war: "Seine sechs Gastbeiträge zu Themen wie Innenpolitik, China und Afghanistan waren interessant und sind auf großes Leserinteresse gestoßen. Er hat darin nicht über russische Rohstoffe geschrieben - übrigens anders als in anderen Medien." Derzeit sind bei dem digitalen Nachrichtenportal nach eigenen Angaben keine Politiker als Kolumnisten tätig.
Die "t-online"-Reichweite will der börsennotierte Ströer-Konzern weiter erhöhen, auch abseits der Homepage. Harms sagte: "Zum Beispiel haben wir ein Nachrichtenformat für unsere Public-Video-Screens in U-Bahnen, Innenstädten und Einkaufszentren entwickelt."
Der Chefredakteur setzt bei der Medienmarke, zu der sein täglicher Podcast "Tagesanbruch" zählt, nicht auf Polarisierung. "Mit einer dezidierten Polarisierung oder einem scharfen Profil erreicht man immer nur jene Menschen, die diese Ausrichtung wertschätzen. Es ist schwer, dann noch zu wachsen." Das sehe man an den Reichweitenentwicklungen mancher Mitbewerber.
Ströer plant zurzeit keinen Aufbau von weiteren News-Marken. Schmitz sagte: "Wir glauben sehr stark, dass wir auch heute noch große Wachstumschancen mit "t-online" haben. Für uns macht es derzeit relativ wenig Sinn, da jetzt noch eine weitere Marke ins Rennen zu schicken."/rin/DP/zb
Quelle: dpa-Afx