DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Schnäppchenjagd mit Hindernissen: Der Rabatttag Black Friday steht in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Denn die Lieferengpässe etwa im Elektronikhandel und bei Textilien überschatten sowohl die traditionellen Rabattschlachten im Internet als auch die Rotstiftaktionen in den Einkaufsstraßen - und könnten so manchem Verbraucher den Spaß verderben.
Dabei steht die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland nach einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in den Startlöchern, um am Black Friday - dem 26. November - auf Schnäppchenjagd gehen. Der Schnäppchentag ist mittlerweile einer der umsatzstärksten Verkaufstage im Jahr. Der Einzelhandel erwartet nach einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) am Black Friday und dem folgenden Cyber Monday Rekordumsätze in Höhe von rund 4,9 Milliarden Euro. Nicht zuletzt weil immer mehr Menschen die Rabatttage für Weihnachtseinkäufe nutzen.
Ganz oben auf dem Einkaufszettel stehen der Umfrage zufolge trotz aktueller Lieferprobleme Unterhaltungselektronik, Kleidung und Modeaccessoires. Doch die Sache hat einen Haken. Zwar werden die Regale auch in diesem Jahr gut gefüllt sein. Doch viele besonders begehrte Präsente von der neuesten Playstation bis zum aktuellsten Edel-Smartphone werden kaum zu bekommen sein.
"Es ist verrückt. Wir haben Lieferprobleme bei den begehrten Artikeln, aber gleichzeitig auch pandemiebedingt einen erheblichen Überschuss an Ladenhütern aus der Lockdown-Zeit", beschreibt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein die Lage.
Für die Händler sei der Black Friday deshalb in diesem Jahr ganz besonders wichtig, meint der Branchenkenner. "Es geht nicht nur um ein bisschen zusätzlichen Umsatz und das Vorziehen des Weihnachtsgeschäfts. Es ist die letzte Chance für den Handel, in der Pandemie angesammelte Überbestände und Altware vielleicht doch noch halbwegs glimpflich abzubauen." Gelinge das nicht, könne die ohnehin im nächsten Jahr zu befürchtende Insolvenzwelle im Handel zusätzlich an Schwung gewinnen.
Christian Wulff von der Unternehmensberatung PwC sieht das ähnlich. "Aufgrund der angespannten Lieferketten kann es in diesem Jahr in einigen Produktkategorien zu Engpässen kommen. Händler sollten sich daher genau überlegen, welche Produkte sie zu Black Friday rabattieren", empfiehlt er.
Für Heinemann deshalb steht fest, dass die Konsumenten in diesem Jahr bei der Schnäppchenjagd zu Kompromissen bereit sein müssen. "Vielleicht muss es angesichts der Lieferengpässe nicht die neueste Playstation, das neuste iPhone oder die neueste Mode sein, sondern es tut auch die Ware aus der letzten Saison", sagt er.
Die Entwicklung trifft viele Schnäppchenjäger nicht ganz unvorbereitet. Bei einer repräsentativen Umfrage der Preisvergleichsplattform Idealo rechneten schon im September zwei Drittel der befragten Onlineshopper damit, dass sich die im Zuge der Corona-Pandemie verschärften Lieferengpässe rund um den Schnäppchentag bemerkbar machen werden. Sie befürchteten vor allem, dass es zu längeren Lieferzeiten kommen werde und dass Angebot schneller vergriffen sein könnten. Schon im vergangenen Jahr hatten laut BCG 30 Prozent der Onlineshopper nach Einkäufen am Black Friday über zu lange Lieferzeiten geklagt.
Doch nicht nur die Lieferengpässe könnten etlichen Verbrauchern in diesem Jahr den Spaß am Einkauf verderben. Auch die Preisentwicklung der vergangenen Monate war dazu angetan. Gerade in wichtigen Geschenkkategorien wie Unterhaltungselektronik, Fahrrädern und Modeaccessoires seien die Durchschnittspreise binnen Jahresfrist deutlich gestiegen, stellte die Vergleichsplattform Idealo gestützt auf die Untersuchung von fast 10 000 Produkten fest.
"Angesicht des durch die Verknappung vieler Produkte ausgelösten Preisschubs, ist der Rabatt am Black Friday nur ein Tropfen auf den heißen Stein", urteilt Branchenkenner Heinemann. Doch hat der Handelsexperte für gestresste Schnäppchenjäger auch noch einen Trost bereit: "Die Lieferengpässe sind vielleicht auch eine Chance, sich in diesem Jahr zu Weihnachten wieder auf die wahren Werte, statt die Warenwerte zu besinnen."/rea/DP/zb
Quelle: dpa-Afx